Eishockey-Nationalmannschaft Sturm: NHL-Stars sind wichtige Stützen
DEB-Coach Marco Sturm im Interview vor dem Start der Eishockey-WM morgen in Russland.
Düsseldorf. 1006 Spiele mit 251 Treffern und 258 Torvorlagen in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL. Angreifer Marco Sturm hat auf seinen Stationen bei den San Jose Sharks, den Boston Bruins, den Los Angeles Kings, den Washington Capitals, den Vancouver Canucks und den Florida Panthers das deutsche Eishockey herausragend vertreten. Erfahrungen, die der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) nutzen möchte. Seit Juli 2015 ist Sturm Bundestrainer, ab morgen steht er bei der Weltmeisterschaft in Russland erstmals bei einem großen Turnier hinter der Bande. Wir sprachen mit dem 37-Jährigen aus Dingolfing.
Herr Sturm, vor der WM-Generalprobe in der Schweiz gab es gegen Tschechien, Schweden, Lettland, Weißrussland und die Schweiz sechs Niederlagen in neun Spielen. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Marco Sturm: Generell bin ich sehr zufrieden. Die Spieler haben vier Wochen lang wirklich gut mitgezogen. Am Anfang war es etwas schwierig, weil einige nach einem früheren Saison-Ende im Verein für längere Zeit nicht auf dem Eis gestanden hatten. Es ging dann jedoch stetig bergauf, wir haben gute Leistungen gezeigt. In der einen oder anderen Situation müssen wir allerdings cleverer agieren, daran gilt es jetzt bis zum ersten Spiel am Samstag gegen Frankreich noch zu feilen. Wir sind alle heiß darauf, dass es los geht.
Mit Ihnen steht seit längerer Zeit mal wieder ein deutscher Trainer hinter der Bande. Macht sich das im öffentlichen Interesse bemerkbar?
Sturm: Ja, da ist seit meinem Amtsantritt schon ein gewisser Wirbel zu erkennen. Ich bin viel unterwegs zu Terminen. Aber das mache ich sehr gerne.
In den vergangenen Jahren haben viele Spieler teils aus unverständlichen Gründen den Bundestrainern für die WM abgesagt. Sind für Sie jetzt alle Absagen nachvollziehbar?
Sturm: Die Absagen resultieren zum größten Teil aus Verletzungen. Dazu gibt es ein paar wirklich wichtige private Gründe. Ansonsten sind alle an Bord gewesen, ich musste ja am Ende sogar gleich neun Spieler aus dem Aufgebot streichen. Es war absolut eine Euphorie für die Nationalmannschaft zu spüren.
Wie bewerten Sie das Niveau der Spieler aus der DEL und im Vergleich zu den nominierten Profis aus der NHL?
Sturm: Dass da ein Unterschied ist, weiß jeder. Daher sind wir alle sehr froh, dass mit Christian Ehrhoff, Korbinian Holzer, Tobias Rieder und Leon Draisaitl vier Spieler von drüben trotz langer Saison und Anreise dabei sein wollen. Sie sind für unsere Mannschaft wichtige Stützen. Aber auch die DEL-Profis sind in ihren Teams alle Leistungsträger. Von da her haben wir einen guten Mix.
Christian Ehrhoff hatte zuletzt in der NHL eine schwierige Zeit. Wir er der Mannschaft helfen?
Sturm: Bei Christian mache ich mir keine Gedanken. Ich erwarte, dass er sich im Turnierverlauf in Form spielt. Er ist ein Krieger, der will immer unbedingt das Maximum.
Was ist mit diesem Kader in Russland erreichbar?
Sturm: Wichtig ist, dass wir uns in jedem Spiel gut präsentieren und im Turnierverlauf auch steigern können. Wir wollen in der Weltrangliste weg von Platz 13 und auf Rang 12 oder sogar 11 klettern. Dafür braucht es Punkte. Die gibt es für Siege, und wir werden alles dafür tun, diese Siege zu holen.
Ist in der Gruppe mit Kanada, Finnland, den USA, der Slowakei, Weißrussland, Frankreich und Ungarn das Viertelfinale zu erreichen?
Sturm: Ja, vielleicht ja. Aber die Gruppe ist schwer. Für das Viertelfinale müssten wir erstmal gegen alle Mannschaften gewinnen, die sich vom Niveau her mit uns auf Augenhöhe befinden und dann auch noch eines der großen Teams ärgern. Wir sollten uns daher zunächst einfach nur auf unser Auftaktspiel konzentrieren.
Macht es der Fakt, dass Deutschland als Co-Gastgeber der WM 2017 nicht absteigen kann, einfacher?
Sturm: Wir wollen jedes Spiel gewinnen wollen. Das Wort Abstieg habe ich von den Jungs sowieso noch nicht gehört. Klar können wir dieses Jahr nicht absteigen, doch auch ganz generell ist ein Abstieg nicht in unseren Köpfen. Wir wollen mehr. Wir wollen uns gut präsentieren und dann positiv nach vorne schauen.