Trainer Kölliker Übergangs- oder Dauerlösung bei DEB?
Hannover (dpa) - Für Eishockey-Bundestrainer Jakob Kölliker geht es bei der am 4. Mai beginnenden Weltmeisterschaft in Finnland und Schweden auch um die eigene Zukunft.
Der Nachfolger der deutschen Eishockey-Ikone Uwe Krupp reist am Dienstag zum ersten Mal als Bundestrainer zu einer WM, hat aber darüber hinaus noch keinen Vertrag beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB). „Nach der WM werden wir sicher zusammensitzen. So oder so“, sagte der Schweizer der Nachrichtenagentur dpa und verriet: „Es hat noch keine intensiven Gespräche gegeben. Das Interesse ist aber auf beiden Seiten da.“
Die Zeichen stehen aktuell auf Vertragsverlängerung, die guten Eindrücke der vergangenen Monate müssen bei der WM aber erst noch bestätigt werden. „Zuerst muss auch Leistung kommen. Dessen sind wir uns alle bewusst“, sagte Kölliker, der sich an hohen Maßstäben messen lassen muss.
Zwar war Deutschland unter der Verantwortung von Stanley-Cup-Sieger Krupp 2009 sportlich eigentlich abgestiegen. Wegen der Heim-WM 2010 blieb die DEB-Mannschaft aber erstklassig und entfachte eine ungeahnte Euphorie bei den folgenden Titelkämpfen. 2010 stürmte Deutschland sensationell ins Halbfinale; im Vorjahr führte Krupp das Team nach Siegen über Rekord-Weltmeister Russland und Gastgeber Slowakei immerhin noch ins Viertelfinale.
Gelingt Kölliker bis zum 20. Mai Ähnliches, wäre alles andere als eine Vertragsverlängerung nur schwer vermittelbar. Eine Weiterentwicklung des Teams seit der Amtsübernahme des früheren Verteidigers ist unverkennbar. Kölliker verordnete ein neues, offensiveres System, das die Spieler nach anfänglichen Problemen immer besser verinnerlichen. „Man muss auch die Entwicklung sehen. Wir spielen gutes Eishockey. Seitdem er da ist, haben wir gute Resultate eingefahren“, lobte Ex-NHL-Verteidiger Christoph Schubert, dem Kölliker zum Comeback in der Nationalmannschaft verhalf.
Eindruck machte auch die Nachwuchsförderung. „Es ist ein Muss für einen Trainer, die jungen Spieler in seine Hände zu bekommen. Denn das ist die Zukunft“, sagte der frühere Chefcoach des schweizer Nachwuchses. Kölliker baute wie sein Vorgänger Talente ein. Sinan Akdag (22 Jahre/Krefeld), Christopher Fischer (24/Wolfsburg) und Florian Ondruschka (24/Straubing) geben in Stockholm ihr WM-Debüt.
DEB-Präsident Uwe Harnos ist davon begeistert. „'Köbi' ist unser Mann. Er hat unser Vertrauen und bislang alles richtig gemacht“, äußerte sich Harnos erstaunlich überschwänglich angesichts der Tatsache, dass zunächst die WM und das deutsche Abschneiden abgewartet werden sollen, ehe über die Zukunft gesprochen wird.
Nicht wenige sehen in Kölliker auch einen idealen Kandidaten für den seit Monaten vakanten Sportdirektor-Posten. Gerade durch das Engagement im Jugendbereich, wo Kölliker wie einst Krupp U20-Chefcoach Ernst Höfner assistiert, könnte der Schweizer fortan die Entwicklung im deutschen Eishockey vorantreiben.
Als Trainer-Kandidat hält sich hartnäckig Kölliker-Spezi Ralph Krueger. Zusammen mit dem Deutsch-Kanadier leitete Kölliker bereits viele Jahre die Geschicke des Schweizer Eishockeys. Seit dem Frühjahr ist Krueger, bislang Co-Trainer der Edmonton Oilers, wieder verfügbar. Harnos sagte dazu nebulös: „Wir stehen in Kontakt.“ Rein freundschaftlich natürlich. Ausweichend reagierte der DEB-Präsident bislang auch auf Nachfragen, ob Kölliker ein Kandidat für das Amt des Sportdirektors sei: „Dazu sage ich nichts.“ Eigentlich sollte noch vor WM-Beginn der neue Sportdirektor verkündet werden.
Die Eishockey-Bundestrainer seit 1990:
bis 1990: Xaver Unsinn
1990: Erich Kühnhackl
1990/1991: Ladislav Olejnik/Erich Kühnhackl
1991-1994: Ludek Bukac
1994-1998: George Kingston
1998-2004: Hans Zach
2004/2005: Greg Poss
2005-2011: Uwe Krupp
seit 2011: Jakob Kölliker