Trauer um „Mister Eishockei“: Xaver Unsinn ist tot
Füssen (dpa) - Das deutsche Eishockey trauert um Xaver Unsinn. Im Alter von 82 Jahren starb der langjährige Bundestrainer in seiner Heimat Füssen.
„Er hatte eine unglaublich vielschichtige Eishockeykarriere“, würdigte Uwe Harnos, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), den Erfolgscoach. Als „Mr. Eishockei“ war der Mann mit dem Pepitahut in die Verbandsgeschichte eingegangen; Unsinn galt als einer der Größten im deutschen Eishockey. „Ich denke, das war er vom Namen, von der Aura und der Vielschichtigkeit und auch als Person an der Bande“, betonte Harnos.
Bronzeschmied bei Olympia und immer wieder in wichtiger Funktion dabei - die Persönlichkeit mit dem unverwechselbaren Allgäuer Akzent prägte ein halbes Jahrhundert deutsche Eishockey-Geschichte: Bei sechs Olympischen Spielen und zwölf Weltmeisterschaften war der Allgäuer als Spieler und Trainer dabei, mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck feierte er seinen größten Erfolg als Coach. „Ohne Xaver Unsinn kann man sich Eishockey in Deutschland in der heutigen Form überhaupt nicht vorstellen“, sagte der ehemalige DEB-Kapitän Alois Schloder der Internetseite „bild.de“. „Unsinn war immer ein sehr menschlicher Trainer, der stets ein offenes Ohr für seine Spieler hatte.“
Als Bundestrainer coachte Unsinn die deutsche Nationalmannschaft bei 221 Länderspielen. 1964, bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck, war er mitverantwortlich für die Auswahl. Zehn Jahre später übernahm er die Mannschaft als Alleinverantwortlicher, war von 1975 bis 1977 und 1981 bis 1990 Bundestrainer, bevor er aus gesundheitlichen Gründen das Amt niederlegen musste. „Er ist die Figur im deutschen Eishockey schlechthin und mit seinen Erfolgen das Aushängeschild“, lobte ihn DEB-Generalsekretär Franz Reindl einmal. Die Düsseldorfer EG (1972) und den Berliner SC (1974/1976) führte Unsinn ebenso zum Meistertitel wie den SC Bern (1979) in der Schweiz.
„Das deutsche Eishockey verliert mit Xaver Unsinn einen hervorragenden Spieler, einen herausragenden und verdienten Trainer, der wie kaum ein anderer den Sport kannte, lebte und liebte. 'Mr. Eishockei' wird dem deutschen Eishockey und dem Deutschen Eishockey-Bund insgesamt sehr fehlen“, schrieb der Verband am Donnerstag.
Seine Karriere als Spieler ist ebenfalls beachtlich: Der frühere Stürmer des EV Füssen errang zwischen 1946 und 1960 insgesamt acht deutsche Meisterschaften. Außerdem absolvierte er 72 Länderspiele, erzielte dabei 24 Treffer und feierte 1953 die Vize-Weltmeisterschaft. Durch den Posten als Spielertrainer beim ESV Kaufbeuren (1960 bis 1962) führte ihn der Weg schließlich an die Bande.
Eine große Auszeichnung wurde ihm 1998 zuteil, als er mit dem 1985 gestorbenen Berliner Eishockey-Idol Gustav Jaenecke in die „Hall of Fame“ des Weltverbandes (IIHF) in Toronto aufgenommen wurde. 1996 erhielt Unsinn das Bundesverdienstkreuz. In den vergangenen Jahren lebte er zurückgezogen in Hopfen am See bei Füssen. Interviews gab Unsinn nicht mehr, auch aufs Golfspiel musste er gesundheitsbedingt verzichten. Seit 1976 war er in zweiter Ehe verheiratet (Ehefrau Ilona, Sohn Peter).
Die Eigenheit des Pepitahutes begründete er mit dem „ständigen Wechsel von Kälte und Wärme“ in seinem Job. „Das hatte Kopfschmerzen zur Folge, also probierte ich es mit einem Hut - es klappte“, sagte Unsinn einst. Später sammelte Unsinn die Hüte, mit denen er besondere Erfolge feierte. Den Spitznamen „Mr. Eishockei“ bekam er wegen seiner Aussprache der Sportart verpasst.