EM-Gold: Deutsches Florett-Team tanzt auf der Planche
Zagreb (dpa) - Topstar Peter Joppich und das bärenstarke Herrenquartett tanzten auf der Gold-Planche vor Freude Ringelreihen. „Das ist eine perfekte EM“, entfuhr es Florett-Ass Joppich.
Joppich ließ sich von Bundestrainer Ulrich Schreck innigst umarmen und herzte anschließend mit Inbrunst seine mitfiebernde Lebensgefährtin Ina Gorius: Das 45:34 im Team-Finale von Zagreb gegen Polen machte Joppich überaus stolz und drei Tage nach dem Einzel-Coup zum strahlenden Doppel-Europameister.
Auf diese deutschen Florett-Männer ist einfach Verlass. Silber war Joppich, seinen Mitstreitern Sebastian Bachmann, Johann Gustinelli und Marius Braun nach dem 45:39 im Halbfinale am Donnerstag gegen den Olympia-Fünften Russland schon sicher. Aber sie wollten und bekamen mehr, obwohl es nach Joppichs erstem Auftritt im Finale (1:5) nicht nach dem Triumph aussah.
Sie kamen zurück, sie wurden bissig. Braun verlor keines seiner drei Einzelgefechte und brachte das Team beim 25:24 erstmals in Führung. Am Ende wurde es der erste EM-Teamtitel mit dieser Waffe seit Gent 2007. „Sensationell! Ich bin selbst überrascht, wie die Mannschaft hier auftritt“, kommentierte Schreck die extrem starke Präsenz seines neuen Teams.
Ohne den zurückgetretenen Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink und den einstigen WM-Zweiten André Weßels hätte kaum einer damit gerechnet, dass der Olympia-Dritte von London schon in Zagreb Gold holen würde. „Das gibt Selbstvertrauen für die Zukunft“, meinte Schreck mit Blick auf die WM vom 5. bis 12. August in Budapest.
Joppich, der sich im Halbfinale erneut am ohnehin lädierten rechten Fußknöchel verletzt hatte, wusste, bei wem er sich für doppeltes Gold bedanken musste: „Das war toller Teamspirit. Ein Kompliment an die ganze Mannschaft.“ Tatsächlich war es ein Sieg der Einheit; denn als einzelne schwächelten, sprangen andere ein und machten den dritten deutschen EM-Titel von Kroatien nach Jörg Fiedlers Degen-Sieg und Joppichs Florett-Einzelerfolg perfekt.
Der Vorjahresdritte Deutschland hatte sich mit 45:11 im Achtelfinale gegen Irland und mit 45:37 gegen Ungarn für die Vorschlussrunde qualifiziert und spätestens mit dem Halbfinalsieg eine beeindruckende Serie fortgesetzt: Bei der WM 2011 in Catania, bei der EM vor einem Jahr in Legnano (beides Italien) und bei Olympia war Deutschland jeweils Dritter. Finalgegner Polen hatte im Viertelfinale Titelverteidiger und Olympiasieger Italien (45:40) ausgeschaltet.
Auch Deutschlands Säbeldamen mit dem Dormagener Trio Stefanie Kubissa, Anna Limbach, Sibylle Klemm und der Koblenzerin Alexandra Bujdoso boten Überzeugendes: Sie hatten den erneut erfolgreichen Titelverteidiger und Weltmeister Russland (45:44 gegen die Ukraine) beim 41:45 im Viertelfinale am Rand der Niederlage. „Das deutsche Damensäbelfechten lebt“, hielt Kubissa nach Platz sieben fest.