Duisburg steuert ins Ungewisse

Der MSV strebt die Spielgenehmigung für die 3. Liga an. Nach dem Lizenzentzug droht aber immer noch die Insolvenz.

Duisburg. Die Fans hatten ihre Trauer durch eine Mahnwache am Stadion am Vorabend bekundet. Die Tränen von Vereinslegende Bernard Dietz waren getrocknet. Doch auch an Tag eins nach dem endgültigen Zweitliga-Aus war die Stimmung beim MSV Duisburg im Keller. Präsident Udo Kirmse bemühte sich, seine Enttäuschung und Kraftlosigkeit zu verbergen. Immer wieder fasste sich der 52-Jährige an den Kopf, vergrub das Gesicht in seinen Händen.

Auch der neue Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Marbach (54) gab sich betont gelöst— und hoffnungsfroh. Der MSV hat klare Ziele, möchte in der kommenden Saison unbedingt drittklassig spielen. „Natürlich waren wir tief enttäuscht. Aber wir wissen, was wir nun zu tun haben, und haben damit bereits angefangen“, erklärte Kirmse.

Am Dienstag bereits hat der MSV die Lizenz für die 3. Liga beantragt. In einem verkürzten Lizenzierungsverfahren, das am 5. Juli enden wird, müssen die Duisburger nachweisen, dass sie die Teilnahmebedingungen erfüllen. Um das zu schaffen, muss der Verein vor allem die Kosten für die Stadionnutzung senken. Bislang zahlte der MSV rund 4,5 Millionen Euro Miete jährlich. „Unser Ziel muss es sein, dass bei dieser Summe eine Null wegfällt“, nannte Marbach ein ambitioniertes Ziel.

Die Gespräche mit der Stadt und weiteren Gesellschaftern laufen. Fest steht: Der MSV ist auf Hilfe angewiesen. Udo Kirmse spricht von einer „Herkulesaufgabe“. Scheitert der Club mit seinem Vorhaben, droht die Insolvenz und der Absturz in die fünfte Liga.

Dass der Protest beim Schiedsgericht erfolglos geblieben war, überraschte die MSV-Verantwortlichen nicht. „Wir hatten keine Chance“, sagte Marbach. Duisburg hatte am 23. Mai fehlerhafte Unterlagen eingereicht. Neben einem Fehlbetrag in Höhe von rund 360 000 Euro sollen Kredite von Vereinsmäzen Walter Hellmich an Bedingungen geknüpft gewesen sein — was einen unzulässigen Auflagenverstoß darstellt.

„Es muss auch Schuldige geben“, sagte Marbach am Donnerstag und es war klar, wen er meinte. Dem entlassenen Geschäftsführer Ronald Kentsch werden schwere Verfehlungen vorgeworfen. „Wir haben die Verantwortung für andere Leute zu tragen“, erklärte Marbach. „Dass nicht alles rund gelaufen ist, haben wir gesehen.“ Der neue starke Mann beim MSV kündigte an, ein Regressverfahren gegen Kentsch prüfen zu lassen.

Viel dringlicher sind die Gespräche mit Sponsoren und anderen Geldgebern. Von ihnen braucht der Verein so schnell wie möglich Gewissheit. Die Clubführung möchte bereits am Montag entscheiden, ob die Zielsetzung 3. Liga haltbar ist. Schließlich müssen die Duisburger auch schnell die Kaderplanung in Angriff nehmen. Die Spieler können den Verein ablösefrei verlassen, ihre Verträge gelten für die 2. Liga.

Hoffnung machen dem MSV die Sympathiebekundungen der vergangenen Wochen. In den Tagen der Ungewissheit über die Zukunft, hatte sich die Region Duisburg mit dem Verein solidarisiert. „Diese Begeisterung müssen wir mitnehmen“, forderte Präsident Kirmse.