EM-Tagebuch: Freunde der Sonne

Unser EM-Reporter Norbert Krings über "Schweini" und die Bundeskanzlerin.

Basel. Es ist ein Genuss, Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski bei der EM nach den Spielen bei den offiziellen Pressekonferenzen oder hinterher in der Mixed-Zone zu erleben - ein Sieg natürlich vorausgesetzt. Nach dem Portugal-Spiel sitzt " Schweini" als ";Man oft he Match" auf dem Podium, lächelt in die Menge der internationalen Journalisten und presst sich den Kopfhörer ans Ohr, weil er die in englisch gestellten Fragen so schnell wie möglich beantworten will.

Einmal muss er aber doch etwas ausschweifen. Was ihn denn, die Bundeskanzlerin auf der Tribüne in Wien gesagt hätte, wird er gefragt. "Frau Merkel hat mit gesagt, was ich tun soll." Das war noch nicht alles. Er solle sich nicht wieder so eine Dummheit leisten wie gegen Kroatien. "Und wenn eine Bundeskanzlerin so etwas sagt, muss man das auch tun", meint der Jungstar des FC Bayern.

Wenig später ist Lukas Podolski bester Laune, als er als er fast als Letzter durch die völlig überfüllte Mixed-Zone läuft. Zum Glück hält er bei uns an. Voller Überschwang erzählt er, dass er Trikot, Hose, Stutzen und Schienenbeinschoner verschenkt hätte, weil die Fans ihn sonst nicht hätten gehen lassen.

Und warum es plötzlich wieder mit Kumpel Bastian so gut geklappt, frage ich ihn. "Och, wir haben nur mal ´ne Pause gemacht", sagt er und verabschiedet sich mit einem launigen: "Tschüss, Freunde der Sonne."

Bevor ich die Katakomben des Stadions nach den Interviews verlassen kann, zupft mich ein Kollege am Arm und fragt, ob ich für das französische Fernsehen ein Interview geben könnte. Ich willige ein, warne ihn aber wegen meines nicht gerade perfekten Englischs vor.

"In Frankreich versteht sowieso keiner Englisch", erklärt der Reporter von "antenne 2". Was ich sage, müsse man sowieso übersetzen. Also erkläre ich ihm, dass ich genau wie viele Fans überrascht war, dass die deutsche Mannschaft mit einem neuen System gespielt hat. Mit Schweiperlen auf der Stirn sehe ich, wie ein Kollege mich lachend fotografiert.

Das war übrigens schon mein zweites Interview dieser EM, das ich "auf der anderen Seite" erlebe. Eine Schweizer Tageszeitung hatte mich im deutschen Pressezentrum schon kurz vor Beginn der Titelkämpfe nach en deutschen Chancen gefragt.

Ich hatte ihm damals gesagt, das Halbfinale müsste drin sein. Doch am Donnerstag habe ich gegen Deutschland gewettet. Das mache ich immer, wenn nichts anderes mehr zu helfen scheint .