Steilpass von Manni Breuckmann: Gott sei Dank, ein Flüster-Grieche
Den Verteidiger José Antonio Camachovon Real Madrid mochten die gegnerischen Stürmer wie eine von denbiblischen Plagen. Als Trainer verlorer dann viel von seinem Schrecken Jetzt sitzt er drei Meter vor mir undgibt den Co-Kommentator bei einemspanischen Bezahlkanal.
Fünf Meter weiter spricht der immernoch von einer intellektuellen Auraumwobene Arsenal-Trainer ArsèneWenger zu den Zuschauern einesfranzösischen Fernsehsenders.
In dieser Umgebung gewinntauch die eigene Existenz auf der Medientribüne gewaltig an Bedeutung.Lauter wichtige Menschen!Die meisten Kollegen kenneich nicht, aber in ihrer Heimat laufensie bestimmt rum wie die bunten Hunde,einige richtige Fernsehberühmtheitensind sicher dabei und -falls es sowas noch gibt - Radiostars.
Ein internationales Sprachgewirrvon mehr als hundert Reportern beijedem Spiel. Und wenn sie den Mundaufmachen, dann werden die Unterschiedebei Temperament und Mentalitätschon in den ersten Sekunden hörbar:Die ruhigen Schweizer, die so schweraus sich herausgehen können, diesachlichen Schweden, die allerdingsmanchmal ekstatische Anwandlungenkriegen, die Engländer, die an ihrenaltmodischen Handmikrofonen mitOberlippen-Bügeln zu erkennen sind.Damit der Reporter das Mikro nichtzu nah an den Mund hält.
Sie wirkenimmer - dieses Mal bei jedem Spieltotal neutral!- wie bei der Übertragungdes Cup-Finales in Wembley 1958.Und dann natürlich noch dasHeer der südländischen Schreihälse!Nie vergessen werde ich den dicken,bärtigen griechischen Reporter,der 2004 wie ein Teddybär auf Speedherumsprang und neunzig Minutenbrüllte wie ein notgeiler Hirsch.
Am Sonntag in Genf saß einer vomgriechischen Radio direkt neben mir,angesichts der portugiesischen Erinnerungen machte ich mir schonSorgen wegen der zu erwartendenhysterischen Schreierei . Aber, Gottsei dank, es handelte sich um einen Flüster-Griechen, der ganz leise vor sichhin brabbelte.
Große Karriere wird der in Griechenland nicht machen,aber meine Reportage, sie war gerettet.