Viertelfinale: Triumph der neuen Taktik
Nach dem Sieg über Portugal kann die DFB-Auswahl vom Finale träumen.
Basel. Das kleine Wunder von Basel ist perfekt. Und den Einzug ins Halbfinale nach dem 3:2 gegen Portugal hat die deutsche Mannschaft nicht nur der Leidenschaft der Spieler, sondern auch einem neuen Spielsystem zu verdanken. Die Verbannung des Bundestrainers auf die Tribüne hat der Mannschaft also nichts ausgemacht, sondern war wohl eher eine besondere Motivation.
"Die Vorbereitung ist entscheidend", hatte Joachim Löw im Vorfeld erklärt. Und die Zeit zwischen dem Österreich-Spiel und dem Anpfiff hatte das deutsche Trainerteam sehr gut genutzt. Die Portugiesen fanden nicht richtig ins Spiel, weil sie mit dem veränderten System der Deutschen nicht gerechnet hatten. Und zunächst auch überhaupt nicht damit zurechtkamen.
Denn die DFB-Elf wartete mit eine taktischen Überraschung auf. Der Bundestrainer hatte nicht nur mit Bastian Schweinsteiger, Thomas Hitzlsperger und Simon Rolfes (für den verletzten Torsten Frings) drei neue Spieler gebracht.
Auch die Aufgabenstellung und die Taktik im Mittelfeld war mit der Abkehr vom System mit zwei Spitzen grundlegend verändert worden. Hinter dem einzigen Stürmer Miroslav Klose spielten Michael Ballack zentral, Lukas Podolski links und Schweinsteiger rechts im offensiven Mittelfeld. Hitzlsperger und Rolfes sicherten dahinter ab, bremsten so die Spielfreude der Iberer.
Gerade als der vermeintliche Favorit ein wenig Sicherheit bekam, brachte Portugal-Schreck Bastian-Schweinsteiger die DFB-Elf mit 1:0 in Führung. Ein herrlicher, doppelter Doppelpass auf links zwischen Ballack und Podolski setzte "Schweini" in Szene. Die Führung war auch eine Folge der taktischen Ausrichtung, weil der Bayern-Spieler in die Spitze gehen konnte.
Der Schock war Portugal anzumerken. Sogar Christoph Metzelder schaltete sich nun nach vorne ein, weil er durch Rolfes abgedeckt wurde. Nach einem Foul an dem für Real Madrid spielenden Abwehrspielers schlug Schweinsteiger erneut zu. Diesmal als Vorbereiter. Sein Freistoß landete nach einem Kopfball von Klose zum 2:0 im Tor der Portugiesen.
Dank Christian Ronaldo kam der Gegner ins Spiel zurück. Trotz der Störversuche seiner Gegenspieler, gelang es ihm mit geschickten Anspielen seine Kollegen einzusetzen oder mit Tempodribblings zu überzeugen. Denn nach hinten, vor allem auf der linken Seite, gab es durch die mangelnde Abstimmung immer wieder Probleme. Ronaldo bereitete auch das 1:2 vor, als er nach einem Stellungsfehler von Mertesacker entwischen konnte. Nuno Gomez vollstreckte.
Plötzlich wirkte das neue System der Deutschen längst nicht mehr so souverän. Immer wieder gelang es den Portugiesen, gefährlich vors Tor zu kommen. Umso wichtiger war, dass Ballack die Lufthoheit bei einem Podolski-Freistoß zum 3:1 (62.) nutzen konnte. Postigas Tor in der 87. Minute kam zu spät. Löws Taktik hatte gewirkt, obwohl er nur auf der Tribüne gesessen hatte.