Europa League: Bayer ist von sich selbst genervt
Durch einen Gegentreffer in der letzten Spielminute verliert Leverkusen gegen Villarreal 2:3.
Leverkusen. Es zählt nicht zu den verbreiteten Gebräuchen im spanischen Fußball, die eigene Mannschaft zu Auswärtsbegegnungen zu begleiten. In der BayArena schwenkten im Hinspiel des Achtelfinales der Europa League zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Villarreal eine Handvoll unermüdlicher Fans unter 20 126 Zuschauern die Fahne des Tabellenvierter der Primera Division. In einer Woche werden es Tausende sein, wenn Bayer in Spanien irgendwie versuchen muss, nach dem desolaten 2:3 (1:1) doch noch den Weg ins Viertelfinale zu finden. Geschafft hat das Bayer in der Vergangenheit noch nie.
Jupp Heynckes verhielt sich am Donnerstagabend weniger aufgeräumt. Selten hat man den Trainer wütender gesehen als im ersten Durchgang. Immer wieder schrie Heynckes seine Mannschaft nach vorne, die in den ersten Minuten eigentümlich lethargisch wirkte. Als sei sie mit den Gedanken woanders.
Heynckes beruhigte sich erst ein wenig, als bezeichnenderweise ein Abwehrspieler das 1:0 für Bayer besorgte. Michal Kadlec lief auf der linken Seite allein auf das Tor zu und beförderte den Ball unhaltbar ins lange rechte Eck.
Die phasenweise überhart einsteigenden Spanier erarbeiteten sich überraschend Chancen. Und nur neun Minuten nach der Bayer-Führung erzielte Giuseppe Rossi nahezu unbehindert von einer völlig indisponierten Verteidigung um Daniel Schwaab und Stefan Reinartz den Ausgleich. Spätestens in diesem Moment war es mit der Ruhe des Bayer-Trainers vorbei. Wütend gestikulierte Heynckes — und stapfte hochgradig erregt in die Kabine. Der erneut nicht berücksichtigte Michael Ballack beobachtete das Treiben mit stierem Blick von der Tribüne aus.
Im zweiten Durchgang kam Nationalspieler Stefan Kießling für den Schweizer Eren Derdiyok. Als der Sekunden vorher eingewechselte Nilmar dann für die Spanier traf (70.), schien alles verloren. Aber Bayer kam nochmals zurück, Gonzalo Castro gelang zwei Minuten später der Ausgleich. Die letzten 18 Minuten waren ein konsequentes Anrennen der Bayer-Elf, das entscheidende Tor erzielte aber Nilmar in der Nachspielzeit. „Wir haben uns selbst geschlagen“, sagte Nationaltorwart Rene Adler. „Ich bin tierisch sauer“, sagte Kießling. Einmal mehr zeigte sich, dass Bayer eben doch noch ein Stück Abgeklärtheit fehlt, die in der Europa League entscheidet. „Wir waren wesentlich besser, die Spanier aber effektiver“, befand Heynckes.
Das 2:3 lässt im Rückspiel in einer Woche für eine auswärtsstarke Mannschaft noch Chancen auf das Viertelfinale. „Die sind aber minimal“, sagte Heynckes.
Nachher wird er sich vielleicht sogar überlegt haben, ob diese Mannschaft möglicherweise in der Zukunft doch nicht mehr das richtige Betätigungsfeld für ihn ist.