Herr Hambüchen, kann Sie eigentlich gar nichts aus der Ruhe bringen?

Hambüchen: Es ist eigentlich im Leben wie im Wettkampf - ich mache mir aus den meisten Sachen keinen großen Kopf.

Aber Sie treten in Peking als Weltmeister mit großen Ambitionen an...

Hambüchen: Natürlich bekomme ich den Druck mit. Es ist durchaus möglich, dass es mal nicht so gut klappt. Aber dafür habe ich ja meinen Onkel als Mentaltrainer.

Ist die familiäre Unterstützung auch ein Geheimnis Ihres Erfolges?

Hambüchen: Ich bin oft von Zuhause weg, wie zuletzt jetzt für vier Wochen in Japan und China. Aber es ist schon leichter, wenn wie diesmal der Vater mit dabei ist. Es ist schön zu wissen, dass da Leute sind, die einen auffangen können.

Hat der Vater sich sehr erschrocken, als Sie in China bei Ihrer Reckübung schwer gestürzt sind?

Hambüchen: Wie der Sturz abgelaufen ist, hätte er gefährlich werden können. Aber mein Vater hat mal gesagt, es wäre gut, dass sein Sohn eine Katze ist.

Die nächste Frage hat jetzt nicht direkt mit der Katze zu tun. Aber wie war das Essen in China bei der Olympia-Probe?

Hambüchen: Ach, wir haben in einer Riesen-Mensa gegessen und das schmeckte recht europäisch. Das wird ein Riesending nächstes Jahr. Ich freue mich jedenfalls sehr auf die Spiele.

Was für einen Eindruck haben Sie von Peking?

Hambüchen: Die bauen dort wie bekloppt. Da ist zwar nahezu alles Baustelle, aber die Chinesen sind schon weit. Der Smog ist grässlich. Ab dem 1. Januar wechseln sich die Autofahrer dort übrigens ab. An dem einen Tag darf einer mit ’ner geraden Nummer fahren, am nächsten der mit einer ungeraden. Wenn zu der schlechten Luft auch noch die Hitze käme, wäre es schlimm. Vom Land habe ich an einem einzigen freien Vormittag nur die Mauer gesehen. Aber das war eindrucksvoll.

Und wie lief es sportlich?

Hambüchen: Ich habe nach der WM eine gewisse Zeit gebraucht, bin aber jetzt schon wieder ganz gut in Schwung. Die Vorbereitung ist jetzt angelaufen, und bis zu den Spielen gibt es keinen Urlaub mehr.

Auf was für Hobbies müssen Sie denn jetzt verzichten, nur auf den Breakdance?

Hambüchen: Meine Freundin Viktoria ist mein Hobby, sonst turne ich am liebsten.

Und das mit Erfolg. Realisieren Sie, dass Sie für die Jugend ein Idol sind?

Hambüchen: Ich wünsche und hoffe, dass ich viele Kinder zum Turnen bringen kann, denn um den Nachwuchs ist es in diesem Sport nicht so rosig bestellt.

Sie genießen Ihre öffentlichen Auftritte also?

Hambüchen: Ich kann nicht sagen, dass mich das Rampenlicht übermäßig stört. Diese Termine müssen aber zeitlich zu koordinieren sein. Ich weiß aber auch, dass das im Falle des Misserfolges anders aussehen kann.

In Stuttgart waren Sie sich aber spätestens nach dem Abgang ganz sicher, gewonnen zu haben, oder?

Hambüchen: Als ich stand, war mir klar, dass es reicht. Aber ein Olympiasieg steht noch über dem WM-Titel. Und deswegen werde ich großen Aufwand betreiben und hart trainieren. Mal sehen, was dann dabei herauskommt.

Werden Sie dann auch eine spezielle Hambüchen-Übung am Reck zeigen?

Geboren 25. Oktober 1987 in Bergisch Gladbach

Wohnort Wetzlar

Grösse 1,63 m

Familienstand ledig

Erfolge 2002: Jugendeuropameister (Barren); 2003: Jugendeuropameister (Sprung, Barren, Boden), 3. im Mehrkampf; 2004: Teilnahme an Olympia: 7. Platz (Reck), 23. Platz (Mehrkampf); 2005: Europameister (Reck); 2006: WM-Dritter (Mehrkampf, Sprung); 2007: Europameister (Reck), EM-Zweiter (Mehrkampf), Weltmeister (Reck), Vize-Weltmeister (Mehrkampf)