Fechtstar Joppich wird Europameister mit dem Florett
Zagreb (dpa) - Europas Fechter verneigen sich vor Peter „dem Großen“ Joppich. Der deutsche Florett-Topstar aus Koblenz hat sich nach einer Zitterpartie von Zagreb mit EM-Gold selbst vollendet.
Joppich konnte es kaum fassen: „Das hätte ich heute Morgen nicht gedacht“, kommentierte er seinen 15:11-Finalsieg gegen Titelverteidiger Alexej Tscheremisinow. Der Russe hatte vor einem Jahr im italienischen Legnano den mittlerweile zurückgetretenen Benjamin Kleibrink im EM-Finale besiegt.
Im zweiten Jahrzehnt seiner großartigen Laufbahn hatte es der viermalige Weltmeister Joppich schon vor dem Gold-Gefecht zu einer späten Premiere gebracht: Mit dem Einzug in das Halbfinale war ihm die erste Einzelmedaille bei einem Europachampionat sicher. „Der Peter wollte diese Medaille unbedingt. Das hat man ihm den ganzen Tag über angemerkt“, meinte der deutsche Verbands-Vizepräsident Dieter Lammer und lobte den Koblenzer für dessen großartigen Einsatz: „Das ist der absolute Siegeswille.“
Silber hatte Joppich nach dem 15:11 in der Vorschlussrunde gegen Italiens Olympia-Vierten Andrea Baldini sicher - es wurde Gold. „Ja“, brüllte Joppich durch die Halle, als der Coup gelungen war. Auch Stefanie Kubissa war ganz nah dran an einem ähnlichen Erfolgserlebnis wie Joppich. Die Säbelfechterin aus Dormagen scheiterte mit dem Säbel als letzte von vier Deutschen im Viertelfinale und verpasste beim 10:15 gegen Irene Vecchi aus Italien Bronze.
Nach Gold für Degen-Ass Jörg Fiedler aus Leipzig und Bronze für Florettfechterin Carolin Golubytskyi war die dritte deutsche EM-Medaille in Kroatien aber schon zuvor perfekt und die interne Zielvorgabe von Sportdirektor Sven Ressel damit bereits nach zwei von sechs Wettkampftagen erfüllt.
Bei Joppich war es zwischendurch eine einzige Zitterpartie. „Zweimal war es ganz schön eng“, kommentierte er den Verlauf. Gegen den Briten Marcus Mepstead lag er unter den Top 32 bereits 4:11 zurück und siegte noch 15:12. Gegen den Franzosen Jeremy Cadot war es im Achtelfinale weitaus spannender: 8:13, 11:14 - doch wieder setzte der Deutsche den letzten Treffer. „Das war sensationell nervenstark“, kommentierte Bundestrainer Ulrich Schreck.
Bei Kubissa wurde es nichts mit der Medaille. Bei Joppich war es nach dem 15:12 im Viertelfinale gegen den Briten Richard Kruse soweit - und das trotz des Handicaps einer schmerzhaften Verletzung am rechten Fuß und eines schwierigen Wettkampfjahres, das vom plötzlichen Tod seines Vaters im Frühjahr überschattet worden war.
Die EM-Neulinge Marius Braun (Bonn) sowie Johann Gustinelli und der Olympia-15. Sebastian Bachmann (beide Tauberbischofsheim) schieden unter den besten 32 aus. Bachmann wurde 19.; Braun beendete das Turnier auf Platz 26, Gustinelli kam als 29. in die Wertung.