Fußball: Felix Magaths Radikalkur auf dem Prüfstand

In Hoffenheim muss Schalke 04 und sein Trainer am Freitagabend beweisen, dass das neue Team funktioniert.

Gelsenkirchen. Selbstverständlich sei er zufrieden mit dem, was sich verändert habe. Selbstsicherheit ist schließlich das hervorstechende Merkmal des Felix Magath. Der Trainer und Manager des Fußball-Erstligisten FC Schalke 04 wirkt sehr zufrieden in diesen Tagen. Seine angekündigte personelle Radikalkur wurde Wirklichkeit.

Diesen Weg hat er mit dem ersten Tag im Verein im Sommer 2009 eingeschlagen und ihn bisher nicht verlassen. Magath will Erfolg. Und dafür geht er keine Kompromisse ein. "Wer mich holt, weiß, wen er holt. Meine Konzepte sind bekannt, meine Methoden ebenso", sagt er. Der 57-Jährige lässt sich, seinen Mitarbeitern und den Anhängern des Klubs nur den Spielraum, den er bestimmt. Schalke, der Klub, der für Emotionen, unerfüllte Träume und für eine große Portion Folklore steht, wurde mit der Magathschen Eigenart konfrontiert. Noch nie war ein Trainer mit solcher Machtfülle ausgestattet. Weil Aufsichtsratschef Clemens Tönnies das wollte: Weniger Emotionalität, stattdessen erfolgsorientierte Rationalität.

Magath hat ein Tempo vorgelegt, dass viele im Verein überforderte. Er hat eine eingespielten Mannschaft nahezu aufgelöst, deutlich über 30 Millionen Euro für Spieler wie Raul, Klass Jan Huntelaar oder José Manuel Jurado ausgegeben und "ein Team geformt, das eine höhere Qualität hat, als die hervorragend spielende Mannschaft des letzten Jahres", wie er sagt - mit dem Geld, das die Schalker aus der Teilnahme an der Champions League erst noch bekommen werden und Verkäufen von Identifikationsfiguren wie Heiko Westermann, Marcelo Bordon und auch Gerald Asamaoh. Dem gegenüber steht das ehemalige Gehaltsniveau, das bei den Schalkern mit über 50 Millionen Euro üppig ausgestattet war, und das Magath um ein Drittel gesenkt hat - sagt er.

Und auch in den anderen Bereichen hat Magath gewirkt. Im mittleren Management des Klubs hat er neuralgische Stellen ohne Rücksicht auf bestehende Strukturen mit seinen Vertrauten besetzt. Viele langjährige Mitarbeiter fühlen sich noch immer überfahren. Magath eckt an.

Die Anhänger des Klubs konnten zuletzt ebenfalls wenig mit Magaths Entscheidungsfreude anfangen. Die Entlassung des Fanbeauftragten Rolf Rojek hat die Fanklubs aufgebracht. Nach öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzungen sowie einem intensiven Meinungsaustausch haben sich beide Seiten zunächst auf eine Gefechtspause geeinigt.

Magath geht ein hohes Risiko ein, das sich nur mit sportlichem Erfolg minimieren lässt. Nach zwei Niederlagen in der Bundesliga in Folge steht der Trainer am Freitag in Hoffenheim (20.30 Uhr) unter Zugzwang. "Niemand weiß, wie schnell es geht, bis sich die Mannschaft eingespielt hat", sagt Magath. "Ich auch nicht."