Klose trotzt dem Jugendwahn
Nationalelf: Der Angreifer ist „Überlebender“ der alten Achse.
Köln. Es wunderte ein wenig, dass Lukas Podolski als Erster ins Mikrophon sprechen durfte. "Das war ein weiterer Schritt nach vorn in meinem Wohnzimmer", sagte Podolski, den sein Chef, Bundestrainer Joachim Löw, nach dem Belgien-Spiel doch ungewöhnlich deutlich kritisiert hatte. Ein wie aufgedreht agierender Podolski, der beim 6:1 gegen Aserbaidschan ein Tor erzielte und einen Treffer vorbereitete, beruhigten in seiner Heimat Köln die aufkeimende Diskussion um seine schwankenden Leistungen. Löw fand warme Worte für seinen Offensivspieler: "Jeder hat gesehen, dass Lukas eine andere Dynamik gezeigt hat. Das macht ihn auch stark. Ich hatte immer das Gefühl, dass er wieder auf dieses Niveau kommt."
Des Bundestrainers Gefühl ist sein verlässlicher Begleiter. Podolski ist ein Beispiel dafür. Der vielleicht bedeutendere ist aber sein Vertrauen in die Qualität des Miroslav Klose. Skeptiker hatten den Torjäger nach einer mäßigen Saison mit wenigen Einsätzen und nur zwei Toren bei den Bayern vor der WM in Südafrika abgeschrieben. Mittlerweile ist Klose, dem nach seinem Siegtor von Brüssel in Köln zwei weitere Treffer gelangen, kaum mehr zu ersetzen.
Die WM hat diese Mannschaft verwandelt, vor allem aber Klose gestärkt und als uneingeschränkte Führungskraft bestätigt. "Auch nach diesem Spiel muss ich sagen, da ist noch Luft nach oben", erklärte der Stürmer. Die vielen jungen Spieler müssten den nächsten Schritt machen.
Solch bescheidene und zugleich fordernde Selbsteinschätzungen gefallen Löw. Dass er den Elan von Südafrika so selbstverständlich mit nach Hause genommen hat, war nicht zu erwarten. Klose gehört zu den Fixpunkten in Löws System und trotzt als einer der letzten "Überlebenden" der alten Achse mit Lehmann, Metzelder, Frings und Ballack der Verjüngungskur.
Unmögliches scheint es bei Klose nicht zu geben. Zumal die EM 2012 in der Ukraine und seiner Heimat, in Polen, stattfindet. Eine besondere Motivation in seinem Geburtsland zu spielen, verspürt er jedoch nicht. " Ich will noch mal dabei sein, aber besonders ist das für mich nicht", sagt Klose. Mit einem EM-Titel, wäre das sicher etwas anderes.