Déjà-vu im Paradies: Jena trennt sich von Weber
Jena (dpa) - Der FC Carl Zeiss Jena hat die Reißleine gezogen und Trainer Weber beurlaubt. Die Thüringer sind Schlusslicht der 3. Fußball-Liga und kassierten mit dem 2:3 gegen Aalen die nächste Pleite.
Jetzt sucht der Verein nach einem Nachfolger.
Das hatte sich Fußball-Lehrer Heiko Weber vermutlich ganz anders vorgestellt, als er sich im April dieses Jahres mit dem Fußball-Drittligisten FC Carl Zeiss Jena erneut auf eine Zusammenarbeit einigte. Mit einem stark veränderten Kader und einer neuen Philosophie sollte an der Saale die nächste Erfolgs-Ära des Traditionsclubs eingeleitet werden. Stattdessen musste Weber nach der sportlichen Misere der vergangenen Wochen nun schon zum zweiten Mal in seiner Karriere seinen Platz auf der Trainerbank im Paradies räumen.
Am Sonntag beurlaubte ihn die Vereinsführung und reagierte damit auf die anhaltende Talfahrt inklusive Sturz ans Tabellenende. Dabei hatten die Club-Oberen Weber vor drei Wochen noch ein Ultimatum bis zur Winterpause gestellt. „Wir wollten gemeinsam mit Heiko Weber durch dieses sportliche Tal kommen. Wir wollten diesen Weg gehen, um auch zu zeigen, dass man mit Kontinuität und Vertrauen Krisen bewältigen kann. Letztlich geht aber nicht um Personen, sondern einzig und allein darum, den Club in der dritten Liga zu halten“, erklärte Vereinspräsident Rainer Zipfel.
Direkt nach der die bitteren wie unnötigen 2:3-Heimniederlage gegen VfR Aalen hatten sich Präsidium und Aufsichtsrat zusammengesetzt, um über die Trainer-Personalie zu entscheiden. „Das ist der letzte Zeitpunkt, wo hier noch etwas passieren kann“, ließ Aufsichtsratschef Reinhard Töpel nach der Sitzung verlauten. Am Sonntagmittag wurde es dann per Pressemitteilung offiziell.
Zu wenig brachte das neu formierte Team in der laufenden Saison bisher zustande. Jena ist seit sechs Spielen ohne Sieg und konnte von 15 Liga-Partien erst zwei gewinnen. Ein stark aufspielender Jan Simak (bisher sieben Saisontore) allein war bisher einfach nicht genug. Zu sehr wackelte der ständig wechselnde Defensivverbund, der mit 31 Gegentoren den schlechtesten Wert der Liga aufweist. In 15 Partien glich sich die Abwehr-Formation nicht ein einziges Mal.
Als mögliche Nachfolger Webers werden Petrik Sander (zuletzt TuS Koblenz), Karsten Baumann (zuletzt VfL Osnabrück) und Milan Sasic (zuletzt MSV Duisburg) gehandelt. Wie die finanziell angeschlagenen Jenaer einen neuen Trainer finanzieren wollen, soll Anfang kommender Woche in einer Sitzung der Vereinsführung geklärt werden. „Wir sind mit mehreren Kandidaten in Gesprächen, die wir natürlich gern kurzfristig zum Abschluss führen wollen. Aber noch vor einer schnellen wollen wir vor allem eine gute Lösung für unseren FCC“, erklärte Zipfel. Interimscoach wird vorerst Lothar Kurbjuweit.
Für den 46-jährigen Weber sind die derzeitigen Umstände nichts Neues. Zwar gelang Weber mit dem FC Carl Zeiss sowohl als Spieler (1991) als auch Trainer (2006) der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Doch bereits seinem ersten Engagement wurde 2007 wegen akuter Abstiegsgefahr ein vorzeitiges Endes gesetzt.