Gipfel in Frankfurt: Geisterspiel mit Risikofaktor

Frankfurt/Main (dpa) - Risiko, Angst vor Chaoten und ein nicht mal halbvolles WM-Stadion: Der Zweitliga-Gipfel zwischen den Bundesliga-Absteigern Eintracht Frankfurt und FC St. Pauli ist vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum Geisterspiel der Spitzenklasse im Unterhaus degradiert worden.

Das brisante Duell dürfen nur 14 000 Eintracht-Anhänger sehen, dazu rund 5000 Pauli-Begleiter. Die restlichen Ränge sind gesperrt. Frühere Gewaltausbrüche Frankfurter Fans hatten den DFB zu Konsequenzen veranlasst.

„Es ist das erste Mal, dass ich ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit habe. Es ist sicherlich kein Vorteil. Wir hätten die Fans gerne dabei gehabt, gerade beim ersten Heimspiel. Zum Fußball gehören Zuschauer einfach dazu, ohne sie macht es viel weniger Spaß“, sagte Cheftrainer Armin Veh vor der Saisonpremiere in der 51 500 Zuschauer fassenden Commerzbank-Arena. Der 3:2-Auftaktsieg in Fürth hat die Erwartungen an die Frankfurter Favoritenrolle für den direkten Wiederaufstieg gewaltig angeschoben.

„Es ist die am besten besetzte Mannschaft, die unbedingt aufsteigen will und muss. Ich traue ihr eine Rolle wie Hertha BSC im letzten Jahr zu“, sagte Paulis Coach André Schubert. „Man nimmt uns ernst, da bin ich sicher. Aber wer ein Spiel in Fürth von 0:2 auf 3:2 drehen kann, der besitzt offensive Qualitäten.“

Gewaltausbrüche in der abgelaufenen Saison unter den Eintracht-Fans, die sich zum Abschluss beim Meister Borussia Dortmund sogar als „Deutscher Randale-Meister“ brüsteten, haben aber zumindest im Vorfeld der Spitzenpartie den Sport ins Abseits gedrängt. „Dieser Slogan schadet uns in fünf Jahren noch“, hatte Eintrachts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen gesagt, „neben dem Image- entsteht uns auch ein gewaltiger finanzieller Schaden.“

Die Chaoten-Bilanz kostet die klamme Eintracht gegen Pauli rund 300 000 Euro Einnahmeverlust. Um weiteren Schaden abzuwenden, hat der Club eine „Liste der Selbstverständlichkeiten“ mit acht Positionen zum Verhalten sowie Sanktionen bei Nichteinhalten der Forderungen aufgestellt. „Darin ist deutlich aufgeführt, was wir nicht mehr akzeptieren werden. Dazu gehört auch, dass die Leute haftbar gemacht werden, wenn sie Pyrotechnik im Stadion abbrennen“, sagte Bruchhagen.

Veh nimmt als erstes Polster den Sieg in Fürth mit in die Partie gegen den Hamburger Mitfavoriten. Aber der Verlust des vor einer Woche an den VfL Wolfsburg verkauften Stammverteidigers Marco Russ wiegt schwer. „Hinten muss ich ja zwangsweise etwas ändern und dieses Loch füllen“, meinte Veh, der aber wieder auf den Fürther Doppeltorschützen Alexander Meier und Angreifer Erwin Hoffer hofft.

Von Brisanz ist auch das Wiedersehen der ehemaligen St. Paulianer Mathias Lehmann und Torwart Thomas Kessler mit ihrem Club, die inzwischen bei der Eintracht ihren Stammplatz oder wie Lehmann ihre Führungsaufgaben haben. „Ich bin nicht mit guter Laune weggegangen. Ich möchte so schnell wie möglich in die erste Liga zurück, da sehe ich die Chancen hier in Frankfurt als besser an“, meinte Lehmann.