Hertha vor Aufstieg - Babbel: „Sack zumachen“
Bochum (dpa) - Nach der Machtdemonstration eines würdigen Spitzenreiters gehen Hertha BSC allmählich die Verfolger aus. „Berlin ist aufgestiegen“, urteilte Friedhelm Funkel, Trainer des Dritten VfL Bochum, nach der 0:2 (0:1)-Niederlage seines Teams beim Zweitliga-Tabellenführer.
Sein Kollege Markus Babbel sieht sich im für den Favoriten nervenzehrenden Aufstiegs-Marathon direkt vor der Ziellinie: „Jetzt müssen wir den Sack nur noch zumachen.“ Knapp elf Monate nach dem „Betriebsunfall“ 2. Liga steht der Hauptstadtclub kurz davor, die Scharte auszuwetzen, die in Berlin viele Tränen, aber noch mehr Trotz hinterlassen hatte.
Angesichts von nun schon sieben Punkten Vorsprung auf Relegationsplatz drei gab sogar der sonst so vorsichtige Manager Michael Preetz zu, nun „mit einem Auge“ auf die 1. Liga zu schielen. „Ich bin sicher, dass wir durchkommen werden“, betonte der einstige Torjäger.
Noch lange nach dem „ganz großen Schritt“ (Kapitän Andre Mijatovic) ließen sich die Hertha-Profis auf dem Rasen des Bochumer Stadions von den mitgereisten 3000 Fans feiern. Immer wieder stimmten sie an: „Nie mehr zweite Liga!“ Der Erfolg sei ein „Big Point“, unterstrich der Torschütze zum 1:0 (24.), Peter Niemeyer. „Das war ein Zeichen, wir haben die Bochumer Serie gestoppt“, jubelte Stürmer Pierre-Michel Lasogga.
Der Brasilianer Raffael (87.) machte mit seinem zehnten Saisontor den sechsten Sieg im achten Spiel perfekt. „Man hat den Jungs angesehen, wie wichtig diese Partie war“, sagte Babbel. Denn sein Team habe „den wichtigsten Konkurrenten auf Abstand gehalten.“ Elf Zähler beträgt nun sogar Herthas Vorsprung auf Rang vier.
Für so manchen Berliner Profi war es wohl auch deshalb ein besonderer Sieg, weil sie ihrem Ex-Coach Funkel auf dem Weg in die Bundesliga einen Nackenschlag verpassen konnten. Patrick Ebert, unter Funkel zu den Amateuren degradiert und unter Babbel wieder Stammspieler, wandelte aufgrund seiner überharten Spielweise früh am Rande eines Platzverweises. Babbel wechselte ihn zur Pause aus. Hinterher beschwichtige Ebert: „Wir haben ja nicht gegen Friedhelm Funkel gespielt, sondern gegen Bochum. Deren Serie wollten wir beenden. Das ist uns eindrucksvoll gelungen.“
15 Spiele lang war Bochum ungeschlagen. Mit einem Sieg gegen Berlin wäre der Abstand zur Hertha auf einen Zähler geschmolzen. Doch nach 90 schwachen Minuten und nicht einer echten Torchance „sind die für uns unerreichbar“, sagte Funkel. Aufgeben will der Dritte nicht. „Augsburg sollte sich nicht zu sicher sein“, meinte der VfL-Trainer in Richtung des Zweiten aus Bayern. Drei Punkte müssten dafür noch aufgeholt werden. Allerdings beträgt Bochums Vorsprung auf Platz vier (Greuther Fürth) auch nur vier Zähler.
„Es sind noch genug Spiele und wir haben eine sehr gute Ausgangsposition“, erklärte Bochums Keeper Andreas Luthe. Pech für den VfL, dass nach der Verletzung von Torjäger Chong Tese (angebrochener Halswirbel) nun auch Mimoun Azaouagh (Bänderriss) ausfällt. Zudem sind Matthias Ostrzolek nach Gelb-Rot und Mahir Saglik nach der fünften Gelbe Karte für das nächste Spiel gesperrt.