Machtkampf bei 1860 - Tritt der Präsident zurück?
München (dpa) - Die Tinte unter dem millionenschweren Vertrag ist gerade erst getrocknet - da herrscht offenbar schon dicke Luft zwischen dem arabischen Retter und der Vereinsführung des TSV 1860 München.
Ein Machtkampf beim Fußball-Zweitligisten könnte den Abschied von Präsident Dieter Schneider zur Folge haben. Meldungen Münchner Zeitungen über eine Rücktrittsdrohung dementierte Schneider mit Entschiedenheit, zu seiner weiteren Zukunft als „Ober-Löwe“ nahm er keine Stellung.
„Es ist ein Gerücht platziert worden, das ich grundsätzlich nicht kommentiere“, sagte Schneider der Nachrichtenagentur dpa: „Ich sehe es nicht ein, dass ich mich vor jeder Sau, die irgendjemand durchs Dorf treibt, aus welchen Gründen auch immer, hertreiben lassen soll“. Der 64-jährige Unternehmer stellte klar, „dass ich weder auf der Aufsichtsratssitzung am vorigen Freitag noch seitdem gegenüber einem Aufsichtsratsmitglied mit Rücktritt gedroht habe“.
Die „Süddeutsche Zeitung“ will von einem „Zerwürfnis“ zwischen Schneider und dem Jordanier Hasan Ismaik wissen, der den Club mit 18 Millionen Euro vor der finanziellen Pleite rettete und dafür 49 Prozent der Kommanditgesellschaftsanteile hält. Ismaik hat auch die Vermarktung der Sechziger übernommen, will mit weiteren Millionen-Investitionen die Mannschaft in zwei, drei Jahren in die Bundesliga führen und strebt offenbar mehr Einfluss an.
Die Statuten der Deutschen Fußball Liga (DFL) verbieten jedoch, dass sich ein Investor in die Belange eines Vereins einmischen darf. Große Differenzen scheint es bei der Besetzung des Aufsichtsrats zu geben, der von neun auf sechs Mitglieder verkleinert werden soll. „Es gibt immer Härtefälle“, räumte Schneider ein, „und die Führungsmannschaft muss sich erst einmal sortieren“.
Schneiders Hoffnung, das Münchner Modell mit dem ersten arabischen Investor im deutschen Fußball könnte Schule machen, hat einen ersten Dämpfer erhalten. Der angebliche Streit um den neuen Aufsichtsrat ist nach Auskunft von Vize-Präsident Franz Maget beigelegt. „Da hat das bisherige Gremium ein einstimmiges Votum abgeben“, sagte der SPD-Politiker am Dienstag.
Demnach wird der TSV 1860 von Schneider, Maget und Ex-Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) im Aufsichtsrat vertreten sein - das Ismaik-Trio besteht aus dem Jordanier selbst, seinem Münchner Statthalter Hamada Iraki und einer Anwältin. Das neue Kontrollgremium soll am Wochenende gewählt werden.
Der Rücktritt Schneiders steht im Raum, deshalb bemüht sich „Vize“ Maget darum, zu retten, was zu retten ist. „Die ganze Angelegenheit sollte man nicht zu hoch hängen. Ich hoffe, dass Schneider nicht zurücktritt“, sagte Maget, „er ist der optimale Präsident. Ohne ihn könnten wir nicht auskommen. Wer nicht erkennt, welche Bedeutung Schneider für 1860 hat, der verkennt grundlegend die Situation bei unserem Verein“.