Rangnick plant bundesliga-reife Red-Bull-Strukturen

Leipzig (dpa) - Geld spielt beim globalen Fußball-Projekt von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz keine primäre Rolle. Zumal der gebürtige Schwabe Ralf Rangnick, der als Sportdirektor für RB Leipzig und Salzburg seit Juni 2012 verantwortlich zeichnet, sich selbst als knauserig bezeichnet.

„Das erste, was ich Herrn Mateschitz damals gesagt habe - übrigens auch Herrn Hopp 2006 - war: Ich werde mit den zur Verfügung stehenden Mitteln so umgehen, als wenn es meine eigenen wären“, sagte Rangnick im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Die Spielphilosophie ist an der Salzach und an der Pleiße gleich, die Strategie des geplanten Erfolgs aber hat sich geändert. Glänzten die Österreicher einst mit Stars wie Stürmer Alexander Zickler oder Thomas Linke und den Trainern Giovanni Trapattoni (mit Lothar Matthäus) sowie Huub Stevens, so setzt Rangnick seit seinem Amtsantritt lieber auf künftige statt ehemalige Bundesligastars - und auf akribisch arbeitende Trainer auf allen Ebenen. So verpflichtete er vom VfB Stuttgart Frieder Schrof und Thomas Ahlbeck für den Leipziger Nachwuchs. „Für mich die besten und sicherlich erfahrensten, die es in Deutschland gibt“, betonte Rangnick.

Im Januar wird die nächste Bauphase des 35 Millionen Euro teuren Trainingszentrums am Cottaweg gegenüber der Red Bull Arena beginnen. „Das Projekt vereint alle sportlichen Bereiche von RB Leipzig“, bestätigte RB-Geschäftsführer Ulrich Wolter. Auf 13 500 Quadratmetern entsteht eine dreistöckige Wohlfühloase mit Lauf- und Sporthalle, Kraft- und Massageräumen sowie einem Internat.

„Die Erfahrung in Hoffenheim hat gezeigt, dass der Aufbau einer hochqualitativen Nachwuchsarbeit vier oder fünf Jahre dauert, bis man sagen kann, dass man sich auf Augenhöhe mit den besten deutschen Nachwuchsakademien befindet“, meinte Rangnick, der „nur noch im Teich der 17- bis 21-Jährigen“ fischen möchte.

Gerüchte, wonach Salzburg bei einem Leipziger Bundesliga-Aufstieg nur noch ein Collegeteam sein würde, erteilt Rangnick eine klare Absage - auch sei der Einstieg im englischen Fußball derzeit kein Thema. „Salzburg wird kein Farmteam von einem anderen Club. Wir versuchen beide Vereine so aufzustellen, dass sie in ihren jeweiligen Ländern erfolgreich sind“, sagte Rangnick und verwies auf eine Gemeinsamkeit. „Das Interesse für hoch talentierte Rohdiamanten, in der IT-Branche spricht man von Blue Chips, ist gleich.“

So verdreifachten die für einige Millionen Euro nach Salzburg transferierten Spieler Sadio Mané und Kevin Kampl ihren Marktwert innerhalb nur einer Saison. Das erhofft man sich in Leipzig auch vom jungen Dänen Yussuf Poulsen, der von der halben Bundesliga gejagt worden ist, sich dann aber für den derzeitigen Drittligisten entschied. „Wir setzen bewusst auf junge Spieler, weil sie lernfähiger sind und zudem auch schneller regenerieren. Ein höherer Marktwert ist dann der natürliche Nebeneffekt, der daraus entsteht, wenn man junge Spieler früh verpflichtet. Und dann werden sie auch für andere Vereine interessant“, bemerkte Rangnick.

Allerdings ist der Weiterverkauf nicht unbedingt erwünscht, wie damals in Hoffenheim, als Rangnick nur noch in Kenntnis gesetzt wurde, als Luiz Gustavo im Januar 2011 plötzlich zu Bayern München wechselte. Solche Vorkommnisse schließt er nun aus: „Herr Mateschitz sieht sich jetzt nicht als jemand, der - siehe Formel 1 - die Fahrertalente ausbildet, damit dann Ferrari oder Mercedes sagt, danke Herr Mateschitz, jetzt holen wir den zu uns. Das war auch mit ein Grund, weshalb ich letztes Jahr gesagt habe, es gibt jede Menge Möglichkeiten und Visionen, hier etwas auf die Beine zu stellen.“

Daher werde er künftig nur einen Transfer befürworten und tätigen, „wenn ich ihn für gewinnbringend - sportlich wie finanziell - ansehe“, sagte der Sportchef. Er betonte aber auch: „Einen ablösefreien Spieler zu finden, der uns weiterhilft, ist manchmal so, als wenn du früher die Goldklumpen im Wilden Westen im Bach gesucht hast.“