Seriensieger Saarbrücken: Bescheiden zum Erfolg

Saarbrücken (dpa) - Der Begriff Niederlage ist in Saarbrücken inzwischen ein Fremdwort. 20 Spiele in Serie hat der 1. FCS in der 3. Liga nicht mehr verloren, in der Fußball-Diaspora des Saarlands reifen daher schon wieder Träume von einer goldenen Zukunft.

„Wir sind eben immer noch ein Traditionsclub. Man merkt, dass eine gewisse Euphorie rund um den Verein entstanden ist“, sagte der Sportliche Leiter Dieter Ferner. Letztmals verließ der FCS am 12. März als Verlierer den Platz. Beim SV Wehen Wiesbaden gab es vor mehr als sechs Monaten eine 1:2-Niederlage.

Gegen Wehen geht es auch am Samstag, wenn das Team von Trainer Jürgen Luginger erstmals die Tabellenführung verteidigen muss. „Natürlich ist das ein besonderes Spiel. Zum einen wegen der Niederlage im März, zum anderen, weil Wehen für mich immer noch der Topfavorit auf den Aufstieg ist“, sagte Ferner.

Dass sie rund um den traditionsreichen Ludwigspark vor dem Topspiel weiter auf Understatement machen, ist typisch für die neuen Entscheidungsträger. Nach den zahlreichen Negativschlagzeilen der Vergangenheit sind Ferner und Luginger darum bemüht, dem Verein ein positiveres Image zu verpassen. Großspurige Töne sind aus der saarländischen Landeshauptstadt daher nicht zu vernehmen. „Jetzt vom Aufstieg zu reden, wäre vermessen. Wir tun gut daran, bescheiden zu bleiben“, sagte Ferner.

Der 62-Jährige weiß ganz genau, woher der FCS kommt. 2008 übernahm er das einstige Gründungs-Mitglied der Bundesliga in der Fünftklassigkeit und damit auf dem Tiefpunkt der Vereinsgeschichte. Jahrelange Misswirtschaft hatte das saarländische Aushängeschild an den Rand des Abgrunds geführt. Doch dem ehemaligen Bundesliga-Keeper gelang es innerhalb von zwei Jahren, die Saarbrücker mit zwei Aufstiegen wieder in den Profi-Fußball zurückzuführen.

Ferners Nachfolger Luginger knüpfte an die Erfolge an und belegte in der vergangenen Saison dank eines fulminanten Schlussspurts mit neun Siegen nacheinander einen tollen sechsten Platz. Dennoch wiegelte der Coach ab. „Wir müssen uns weiter alles hart erarbeiten“, sagte Luginger. Er setzt auf ein Team ohne Stars, das als Kollektiv besticht. „Damit machen wir es jedem Gegner schwer, gegen uns zu spielen“, sagte Mittelfeldspieler Tim Kruse der „Saarbrücker Zeitung“.

Die Erfolgsserie der Saarbrücker kommt zur perfekten Zeit, kämpft der Verein doch seit Jahren um ein profitaugliches Stadion. „Das ist eine unendliche Geschichte. Aber so nah dran wie jetzt waren wir noch nie“, gab sich Ferner zuversichtlich. Auf dem Gelände des traditionsreichen Ludwigsparks, wo einst schon Ex-Nationalcoach Jupp Derwall tätig war und Wirbelwind Wolfram Wuttke seine Schuhe verschenkte, soll ein Stadion für 22 000 Zuschauer entstehen. Kostenpunkt: Rund 28 Millionen Euro. Gut möglich, dass dort dann auch wieder Zweitliga-Fußball zu sehen sein wird.