Stille Genugtuung für Mobbingopfer Pezzoni

Köln (dpa) - Für ausgelassene Freudensprünge oder gar Rachegedanken sah Kevin Pezzoni auch im Augenblick seines persönlichen Triumphes keinen Anlass. „Wegen ein paar Idioten werde ich Köln nicht meiden.

Ich hatte hier tolle Jahre. Jubel gehört sich deshalb nicht“, sagte der 23-Jährige.

Dabei hätte Pezzoni allen Grund gehabt, seinen Emotionen nach der Zweitliga-Partie freien Lauf zu lassen. Rund fünf Monate nachdem er als Opfer von Mobbingattacken aus dem Umfeld des 1. FC Köln seinen Vertrag in der Domstadt auflösen ließ, war ihm in seinem ersten Einsatz für Erzgebirge Aue das Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 gelungen. „An den letzten Monaten hatte ich zu knabbern, aber das ist abgehakt“, ergänzte Pezzoni.

Dass es kein perfekter Festtag für Pezzoni und seine neuen Teamkollegen wurde, war dem Spielverlauf in Köln geschuldet. Im ersten Match nach der Winterpause gelang den Hausherren am Samstag durch Dominik Maroh (4. Minute) die schnelle Führung. Den Ausgleich durch Pezzonis Kopfball (79.) beantwortete Christian Clemens in der Nachspielzeit (90.+2) mit dem sehenswerten Siegtreffer zum 2:1 (1:0) für den FC. „Das war ein echter Sonntagsschuss und sehr ärgerlich für uns“, sagte Pezzoni. Er hätte gerne auf seinen eigenen Treffer verzichtet, „wenn wir dafür einen Punkt geholt hätten“.

Stille Genugtuung war Pezzoni dennoch anzumerken. Fünf Jahre hatte er für die Rheinländer gespielt und unter anderem 80 Bundesliga-Partien bestritten. Leicht hatte er es dabei nicht, zum Schluss eskalierte gar die Situation. Nach dem Kölner 0:2 im Hinspiel gegen Aue am 27. August 2012 wurde Pezzoni von Teilen der Anhänger mal wieder als Sündenbock ausgemacht. Bis heute unbekannte Täter lauerten ihm vor seiner Haustür auf, zudem wurde über die Facebook-Gruppe „Kevin Pezzoni & Co aufmischen“ Mobbing betrieben. Ein halbes Jahr zuvor hatten ihm Hooligans im Karneval das Nasenbein gebrochen. Pezzoni ließ seinen Vertrag auflösen und wagte in der Winterpause in Aue einen Neuanfang.

Bei seiner Rückkehr wurde Pezzoni alles andere als freundlich empfangen. Als sein Name im RheinEnergieStadion verlesen wurde, schallte ihm ein Pfeifkonzert entgegen. Doch Pezzoni blendete das aus. „Das ging hier rein und da direkt wieder raus.“ Fest hatte er sich vorgenommen, solche Situationen zu überstehen. Der Plan ging auf, der Defensivspieler zeigte eine gute Vorstellung und blieb auch nach Abpfiff sachlich: „Ich bin nur über die Niederlage enttäuscht.“

Im Herbst hatte er sich mit seiner Verlobten Justin zunächst in eine einsame Hütte in der Schweiz zurückgezogen. Aus seiner Zuneigung zu Köln macht er aber weiterhin keinen Hehl. „Es war schön zurückzukommen. Meine Freundin kommt aus Köln, viele Freunde leben hier“, erklärte Pezzoni. Mit seinem Treffer konnte er den Ex-Club und seine Peiniger zumindest ein wenig ärgern. Und er freute sich über den Neubeginn: „Ich habe die richtige Antwort gegeben und gezeigt, dass ich wieder da bin.“