Stefan Effenberg Trainer Effenberg in Paderborn: „Ich bin es wirklich“
Paderborn (dpa) - Im eleganten grauen Anzug und mit schwarzem Hemd betrat Stefan Effenberg am Mittwochmittag die Bühne beim SC Paderborn. Zur ersten Pressekonferenz des „Tigers“ als neuer Trainer des Fußball-Zweitligisten war der Medienraum in der Benteler Arena bei dem Riesenandrang viel zu klein.
„Der Andrang ist ja deutlich größer als beim Hoyzer-Skandal“, kommentierte Clubpräsident Wilfried Finke mit einem Lächeln und zog einen Vergleich zu den Aufregungen um das von Schiedsrichter Robert Hoyzer manipulierte Pokal-Spiel der Paderborner gegen den HSV 2004. „Aber der Anlass ist ja auch deutlich erfreulicher“, stellte er klar.
Knapp zwei Dutzend Fernsehkameras waren auf Effenberg gerichtet, als dieser das Wort ergriff. „Ja, ich bin es wirklich“, sagte er. Und: „Ich bin sehr froh, hier zu sein. Ich hatte nach ein, zwei Minuten sofort das Gefühl, dass ich willkommen bin“, sagte der ehemalige Nationalspieler. Effenberg präsentierte sich, wie man ihn schon als Spieler kannte: von sich überzeugt, locker und immer mit einem flapsigen Spruch auf den Lippen. Auf die Frage, wie er denn demnächst zur Arbeit kommen wolle, antwortete er: „Ich bin noch ganz gut zu Fuß. Fahrrad fahren kann ich auch, ohne Stützräder.“
Am Nachmittag nahm Effenberg seine Trainingsarbeit mit wenigen Minuten Verspätung auf. Die erste Einheit verfolgten 500 bis 600 Zuschauer, die Effenberg, seinen neuen „Co“ Sören Osterland und das Team mit Applaus begrüßten. „Sehr schön, dass so viele da waren. Man sieht, die Euphorie ist zurückgekommen“, kommentierte „Effe“, dem zuletzt „der Geruch des Rasens fehlte“. Mit Blick auf seine erste Trainerstation ergänzte er: „Endlich ist der Tag gekommen, das ist einfach geil.“
Effenbergs selbstbewusste Art kommt in Paderborn gut an. Vereinschef Finke sagte: „Nur Alphatiere eignen sich zur Führung einer Gruppe, und deswegen bin ich sehr froh, dass wir ihn gefunden haben.“ Effenberg selbst erklärte, er werde sich individuell mit jedem seiner Schützlinge beschäftigen: „Jeder Spieler ist anders. Den einen musst du so anpacken, den anderen anders. Ich weiß es. Ich habe es ja selber erlebt.“
Die Spiele des SCP habe er sich bereits angeschaut und mit seinem Co-Trainer Sören Osterland intensiv analysiert. „Wir haben eine große Qualität in der Mannschaft, sonst wäre ich nicht hier“, stellte der „Tiger“ fest, der in Paderborn einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017 unterschrieben hat. „Ich bin sicher, dass wir relativ schnell wieder Erfolg haben werden.“
Das ist auch nötig. Aktuell liegt der Bundesliga-Absteiger in der 2. Liga nur auf Rang 15. Die Ostwestfalen haben in der laufenden Saison von zehn Spielen erst zwei gewonnen und dabei lediglich fünf Tore erzielt - viel Arbeit für den neuen Coach, der am Mittwochnachmittag sein erstes Training leitete und schon am Freitag sein Pflichtspieldebüt auf der Bank gibt. Im heimischen Stadion empfängt der SCP dann Eintracht Braunschweig (18.30 Uhr).
Mit welcher taktischen Ausrichtung er seine Mannschaft dann auf den Platz schickt, dazu wollte Effenberg nichts sagen. Zu seiner Spielidee und zu taktischen Feinheiten werde er sich auch in Zukunft nicht äußern.
Was für ein Trainertyp er denn sei, wurde er gefragt. „Der eine ist The Special One, der andere The Normal One, I am the new one“, meinte er in Anlehnung an die Selbsteinschätzungen seiner berühmten Trainerkollegen José Mourinho und Jürgen Klopp.
Ein konkretes Saisonziel ließ sich „Effe“ nicht entlocken. „Ich gebe hier keine Zielsetzung aus von wegen Platz fünf, sieben, neun oder elf.“ Seine Aufgabe sei es vielmehr, „die Jungs wieder zu Helden zu machen“. Die letzten Paderborner „Helden“ schafften 2014 den Aufstieg in die Bundesliga.
Bis zu ähnlichen Triumphen ist es noch ein weiter Weg. Doch zumindest das Medienaufkommen bei Effenbergs Vorstellung als Trainer erinnerte schon stark an das Fußball-Oberhaus.