Weltpokalsiegerbesieger soll Pauli in Schwung bringen
Hamburg (dpa) - Während der Gala zum Benefizspiel „Tag der Legenden“ stand Thomas Meggle wieder einmal dort, wo er in den vergangenen Jahren meistens gestanden hatte: irgendwo knapp neben dem Rampenlicht.
Nicht weit entfernt von der großen Bühne, aber auch nicht im Zentrum. Während ein paar Meter neben ihm Rafael van der Vaart, der Showstar des Hamburger SV, im Blitzlichtgewitter mit Freundin Sabia posierte, plauderte der neue Trainer des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli im Halbdunkeln mit ein paar Freunden.
Für den alternativen Kiezclub ist der 39-jährige Ex-Profi trotzdem ein Star: So dynamisch und eifrig wie „Meggi“ als Spieler auf dem Platz agierte, soll er seinem Verein als Trainer neuen Schwung verleihen. Schon an den ersten Trainingstagen an der Kollaustraße mischte er sich häufig ein. In kurzer Hose stand er zwischen den Spielern, machte die Laufwege vor, gab detaillierte Anweisungen, ohne dabei den Spaß zu vergessen. „Genau, schick ihn steil“, rief er über den Platz, „...wenn du ihn nicht magst...“. Die Lethargie, mit der der Mannschaft unter Vorgänger Roland Vrabec zum Saisonstart in vier Spielen nur ein Sieg gelang, will Meggle vertreiben.
Seit 13 Jahren ist er im Verein, mit Unterbrechungen, doch immer wieder kehrte er zurück. Als Co-Trainer von Holger Stanislawski, André Schubert und Michael Frontzeck drängte er sich nie in den Vordergrund. Auch nach seinem Intermezzo als Interimscoach vor zwei Jahren rückte er ohne zu murren wieder ins zweite Glied.
Einer seiner 133 Auftritte als Mittelfeldspieler für St. Pauli schrieb sogar Bundesliga-Geschichte: 2002 schoss Meggle ein Tor gegen Bayern München, gewann 2:1 - und wurde zum „Weltpokalsiegerbesieger“. Das T-Shirt zum Spiel verkauft der Verein bis heute.
Etwas runder ist Meggle seitdem geworden, zwei Kilo wollte er durch die Teilnahme am „Tag der Legenden“ nach eigener Aussage abnehmen, doch den Kämpfergeist hat er sich bewahrt. Sportdirektor Rachid Azzouzi weist bereits erwartungsvoll darauf hin, dass der altbekannte Neue seinen Trainerschein zusammen mit Fürths Frank Kramer und Paderborns André Breitenreiter gemacht hat - beides Trainer, die mit selbstbewusstem Offensivfußball begeistern.
„Fußball ist ein Spiel, und ein Spiel soll in erster Linie Spaß machen“, sagt Meggle dazu, seine Worte sorgsam wählend. Zurückhaltend, fast schon scheu, wirkt er gelegentlich. Langfristige Visionen, etwa eine Rückkehr in die Bundesliga, verbittet er sich: „Wir wollen auch ein paar Erfolge feiern, aber jetzt gilt es, kurzfristig zu agieren und von Tag zu Tag zu schauen.“
Doch obwohl Meggle auf St. Pauli jeden Grashalm kennt, muss er sich umstellen. Nur als U23-Trainer stand er bislang als Chefcoach in der Verantwortung. Nach Jahren als Assistent ist die Zeit nun reif für den nächsten Schritt, er wollte den Absprung nicht verpassen, sagt Meggle. Es ist ein Schritt ins Rampenlicht: Am Sonntag will der St. Pauli gegen 1860 München, wo Meggle 1999 eine Saison spielte, endlich wieder eine Gala liefern.