Aufarbeitung der WM-Affäre verzögert sich
Frankfurt/Main (dpa) - Die Aufräumarbeiten in der Affäre um die Fußball-WM 2006 werden länger dauern als bisher angenommen.
„Ich rechne frühestens im Februar mit dem Bericht von Freshfields“, sagte DFB-Präsidentschaftsanwärter Reinhard Grindel nach der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL). Damit wird sich auch seine erwartete Wahl zum Nachfolger des zurückgetretenen Wolfgang Niersbach verzögern. Die DFB-Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch hatten zuletzt immer von Dezember oder Januar als Termin für die Vorlage des Untersuchungsberichts gesprochen.
Als Konsequenz aus den Vorfällen rund um das Sommermärchen 2006 fordert Ligapräsident Rauball die „Schaffung professioneller Strukturen“ im Verband. „Wir wollen einen DFB 2020 aufstellen und nicht einen wie 2005. Wir brauchen Veränderungen im Reglement“, erklärte Rauball und formulierte seinen Anspruch an den künftigen DFB-Boss: „Wir brauchen einen Präsidenten, der in die Gesellschaft hineinstrahlt.“
Grindel bekräftigte noch einmal, „dass es bei dem abgesprochenen Zeitplan bleibt“. Erst wenn die Untersuchungen der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer abgeschlossen und die daraus nötigen Konsequenzen gezogen seien, werde man die notwendigen Personalentscheidungen treffen. „Wir sind uns, was die Reihenfolge und die zeitliche Abfolge angeht, einig“, betonte Grindel. „Erst kommen die Sachfragen, dann die Personalfragen.“
Nach Informationen der „Sport Bild“ will der Niedersachse darauf verzichten, erster bezahlter DFB-Präsident zu werden. Er soll laut der Zeitschrift aber 14 800 Euro monatlich erhalten - jeweils die Hälfte als Aufwandsentschädigung beziehungsweise Ausgleich für seinen Verdienstausfall. Wenn Grindel sein Bundestagsmandat wie angekündigt niederlegt, ist er automatisch wieder beim ZDF angestellt.
Bei dem Treffen in einem Frankfurter Hotel stellte der DFB-Schatzmeister, der vor vier Wochen vom Amateurlager zum Kandidaten für das vakante Amt des DFB-Präsidenten erkoren worden war, den Vertretern der 36 Profivereine sein Konzept vor. „Ich habe mich deutlich positioniert als jemand, der für die Einheit des Fußballs in Deutschland eintritt“, versicherte Grindel.
Der CDU-Politiker sieht diese als einen „Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Ländern, wo es zwischen dem Verband und den Ligen nicht ein solches Einvernehmen gibt wie bei uns. Das kann man sich für kein Geld der Welt kaufen, sondern muss es leben. Das werden wir in Zukunft.“
Die Differenzen mit den Ligavertretern wegen seiner eiligen Kür zum Kandidaten für das Chefamt seien ausgeräumt worden. „Es ging überhaupt nicht darum, irgendjemanden zu brüskieren, irgendwie vorzupreschen, sondern ausschließlich darum, einen Vorschlag zu machen, um die Diskussion der Amateurverbände zu einem Ergebnis zu führen. So ist es jetzt auch verstanden worden. Ich glaube nicht, dass es da noch Vorbehalte gibt“, beteuerte Grindel.
Er selbst habe „zu allen Dingen, die einer einvernehmlichen Lösung mit dem Ligaverband bedürfen, Stellung bezogen“. Dazu gehörten die WM-Affäre, die künftige DFB-Akademie, die Talentförderung und die EM-Kandidatur. „Ich habe deutlich gemacht, dass ich mich genauso entschlossen und engagiert wie Wolfgang Niersbach für die Bewerbung Deutschlands um die EM 2024 einsetzen werde“, sagte Grindel.