Allagui schockt Gladbach
Als der Mainzer Torjäger eingewechselt wird, führt Borussia noch 2:1, verliert aber 2:3.
Mönchengladbach. Das riesige Banner mit dem Aufdruck "Danke Jungs" hatten die Fans der Gladbacher Borussia schnell wieder eingerollt. Von Derby-Euphorie keine Spur mehr, die 2:3 (0:0)-Heimniederlage gegen Mainz 05 hatte bei den VfL-Treuen vielmehr eine Schockstarre ausgelöst. Sogar das in den Bundesliga-Arenen sonst übliche Pfeifkonzert blieb nach dem Schlusspfiff aus.
"Das war wirklich enttäuschend, die Situation ist kompliziert und wird sich bis zum Winter auch nicht groß ändern. Jetzt gilt es, bis zur Winterpause noch so viele Punkte wie möglich zu holen und uns dann wieder neu aufzustellen", lautete die ernüchternde Analyse von Michael Frontzeck.
Borussias Cheftrainer sitzt zwar weiter fest im Sattel, funkt aber bereits nach dem 13. Spieltag S.O.S., weil seine Mannschaft gegen die Mainzer Frech-Fußballer das saisonübergreifend neunte Heimspiel in Serie nicht gewinnen konnte. Gladbach ist das schwächste Heim-Team der Liga, kassiert die meisten Gegentore (36) - und ist seit Sonntag auch wieder Tabellenletzter.
"Das ist die Bilanz eines Absteigers, da brauchen wir nicht um den heißen Brei zu reden. Wer seine Heimspiele nicht gewinnt, hat es sehr schwer, die Liga zu halten", redete Verteidiger Tobias Levels Klartext. Kapitän Filip Daems ergänzte: "Peinlich, in der Schlussphase noch solche Tore zu kassieren." Dabei hatte es zunächst nach dem Ende der Gladbacher Heim-Flaute ausgesehen.
Dank eines starken Marco Reus (53./ 59.) war Borussia zwei Mal gegen konterstarke Mainzer in Führung gegangen, konnte jedoch erneut den Vorsprung nicht über die Zeit retten. Weil die Gäste die zahlreichen individuellen Fehler in der Gladbacher Hintermannschaft sowie im Spielaufbau gnadenlos bestraften.
André Schürrle (64.) und der in der Schlussphase eingewechselte Sami Allagui (76./ 88.) sorgten dafür, dass sich mit den Mainzern am Ende die in der Spielanlage bessere Elf durchsetzte. Was Trainer Thomas Tuchel nach zuvor drei Niederlagen in Folge strahlen ließ: "Ich bin sehr zufrieden und stolz auf meine Mannschaft.
Wie wir hier aufgetreten sind, ist umso erstaunlicher, weil wir diese Pleiten-Serie hinter uns haben." Und während die Mainzer als Tabellenzweiter wieder vom Europapokal träumen dürfen, wird in Gladbach ein Qualitätsproblem deutlich. Denn nur allein durch Verletzungspech lässt sich die sportliche Misere nicht erklären.
Der Kader besitzt nicht die Qualität, die Ausfälle der Verteidiger Roel Brouwers und Dante zu kompensieren. "Ich kann mir den Vorwurf machen, dass wir nicht acht Innenverteidiger vor der Saison verpflichtet haben", reagiert Sportdirektor Max Eberl gereizt.