Als Hoeneß Favre nach Wolfsburg lotsen wollte

In Berlin bildeten sie einst ein erfolgreiches Duo, Freitag sind der Manager und der Trainer Gegner.

Mönchengladbach. Die Stimme von Lucien Favre wird merklich ruhiger, fast leise, wenn der Trainer von Liga-Schlusslicht Borussia Mönchengladbach auf das letzte Treffen mit dem Wolfsburger Manager Dieter Hoeneß angesprochen wird.

„Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm. Er hat mir das Tor zur Bundesliga geöffnet. Wir reden öfter miteinander“, blockt Favre dezent aber bestimmt ab.

Die beiden haben sich aber nicht nur während der gemeinsamen Zeit bei Hertha BSC intensiv ausgetauscht. Hoeneß wollte Favre noch vor fast drei Wochen als neuen Trainer in die Autostadt lotsen, bot dem 53-Jährigen aber nur einen Vertrag bis zum Saisonende an. Favre lehnte ab und unterschrieb lieber in Gladbach für zweieinhalb Jahre.

Am Freitagabend (20.30 Uhr) sehen sich Hoeneß und Favre erneut — im Existenzkampf zwischen dem VfL Wolfsburg und der Borussia. „Wir wollen dort offensiv auftreten, wie eine Heimmannschaft agieren. Wir müssen Risiko gehen, denn in unserer Situation helfen uns nur Punkte weiter“, sagt Favre.

Er habe den Gegner analysiert und studiert. Gründe, die eigene Mannschaft nach dem Sieg gegen Schalke umzubauen, habe er keine gefunden. „Ich muss zugeben, dass es mir schwer fällt, etwas zu ändern“, betont Favre.

Während der Schweizer binnen weniger Tage bei Borussia trotz der prekären sportlichen Situation wieder für Aufbruchsstimmung und Zuversicht gesorgt hat, liegen in Wolfsburg nach dem Absturz auf Rang 15 die Nerven blank.

Das Millionen-Team um Stars wie Diego und Grafite will partout nicht in die Gänge kommen, die „Wölfe“ verloren die letzten vier Bundesligaspiele und erzielten dabei nur ein Tor.

Weshalb in Wolfsburg bereits laut über eine Ablösung von Interims-Trainer Pierre Littbarski nachgedacht wird. „Das Spiel ist ein Pflicht-Dreier. Ich lebe nicht im Märchenland“, reagierte dieser zunächst trotzig, dann nahm „Litti“ — ganz im Stile seiner ehemaligen Lehrmeister Udo Lattek und Christoph Daum — die Mannschaft in die Pflicht.

„Gladbach will uns unsere Arbeitsplätze in der ersten Liga wegnehmen. Das lassen wir uns nicht gefallen.“ Nicht die einzige verbale Breitseite des ehemaligen Nationalspielers. „Ich war lange beim FC Köln. Gladbach war immer der natürliche Feind der Kölner. Jetzt ist Gladbach der natürliche Feind der Wolfsburger.“