Borussia: Das rettende Ufer ist nahe
Borussia Mönchengladbach darf dank des ersten Heimsiegs seit 317 Tagen wieder auf den Verbleib in der Fußball-Bundesliga hoffen. Der Tabellenletzte vom Niederrhein setzte sich am Sonntag im Borussia-Park mit 2:1 (2:1) gegen den FC Schalke durch. Der neue VfL-Trainer Lucien Favre feierte damit einen Einstand nach Maß und hat nun mit seiner Mannschaft den Rückstand zum rettenden Ufer auf vier Punkte verkürzen können.
Der Spieler des Spiels: Wohl noch nie haben die Borussen-Fans einen so starken Auftritt von Juan Arango gesehen wie beim 2:1-Triumph gegen S04. Der 30 Jahre alte Venezolaner, der zuletzt unter Michael Frontzeck nicht einmal mehr zum Reserve-Spieler taugte, lieferte eine wahre Gala-Vorstellung ab, war kaum zu stoppen und an fast jeder gefährlichen Aktion der Borussen beteiligt. Natürlich war es auch Arango, der die frühe Entscheidung durch Mo Idrissou mit einer Traum-Flanke einleitete und der VfL-Stürmer nur noch zum 2:1 (23.) einnicken musste. Für die Arango-Gala gab es ein Sonderlob von Favre: „Juan hat sehr gut trainiert und sehr gut gespielt. Eine gute Leistung von ihm ist sehr wichtig für uns. Am Ende war er ein wenig müde. Juan muss sich aber schnell erholen, weil wir ihn auch genauso Freitag in Wolfsburg brauchen.“
Der Moment des Spiels: Bei so einem Geschoss ist auch ein Nationaltorhüter machtlos! Die Anzeige-Tafel im Borussia-Park zeigte gerade die 12. Minute an, als Marco Reus die Kopfball-Vorlage von Patrick Herrmann (gewann das Duell gegen den größeren Lukas Schmitz) nutzte, aufs Schalker Tor zustürmte und mit einer unglaublichen Dynamik und Technik den Ball zum 1:1-Ausgleich in die Maschen zimmerte. Schalke-Keeper Manuel Neuer hatte nicht den Hauch einer Chance. Mit diesem Treffer ließ der bärenstarke Reus nicht nur den schlimmen Patzer von Dante und Neustädter vergessen, die Schalkes Kluge den Ball zur Führung (2.) ungeschickt aufgelegt hatten, sondern leitete auch den ersten Heimsieg seit dem 9. April 2010 ein (2:0 gegen Frankfurt) ein. „Das Tor war sehr wichtig, wir haben dann Selbstvertrauen gewonnen und endlich einen Heimsieg eingefahren“, sagte Reus nach dem Schlusspfiff.
Der Aufreger des Spiels: Für den sorgte Borussias Jungspund Patrick Herrmann. Die VfL-Treuen fieberten dem erlösenden 3:1 entgegen, als Juan Arango einen der vielen Gladbacher Konter in der zweiten Halbzeit einleitete und Mo Idrissou den Ball auf der linken Seite zuspielte. Der zog den Schalker Abwehrspielern davon und flanke den Ball genau vor das Tor, wo Herrmann völlig frei stehend den Ball nur noch über die Linie hätte bugsieren müssen. Doch der Torschrei blieb den Gladbach-Fans im Hals stecken. Herrmann schoss am Schalker Gehäuse vorbei, die komplette Nordkurve zuckte vor Entsetzen zusammen. Zwölf Minuten später durften sie aber dennoch den verdienten Heimdreier feiern.
Chronik des Spiels: Der Auftakt verlief für die Gastgeber mehr als unglücklich, als der Ex-Gladbacher Kluge einen schwachen Befreiungsschlag von Dante — dem ging ein lasches Zuspiel von Neustädter voraus - nutzte und Logan Bailly im VfL-Gehäuse keine Chance ließ. Bailly, der unter Frontzeck den Stammplatz an Christofer Heimeroth verloren hatte, kehrte ebenso in die Fohlen-Startelf zurück wie Offensiv-Spezialist Juan Arango. Den Fehlstart steckte Borussia jedoch gut weg, die Favre-Elf drängte Schalke fast ständig in die eigene Hälfte und erspielte sich eine Chance nach der anderen. In der sechsten Minute lenkte Nationaltorwart Manuel Neuer einen Kopfball von Idrissou an die Latte, eine Minute später traf Marco Reus aus acht Metern ebenfalls den Querbalken.
Borussia ließ sich nicht beirren und schaffte doch noch den schnellen Ausgleich. Patrick Herrmann verlängert einen langen Ball per Kopf und Reus hämmerte die Kugel per Direktabnahme ins kurze Eck. Wenige Minuten später die Entscheidung: Nach einer Flanke von Arango kam Idrissou vor Neuer an den Ball und köpfte sein viertes Saisontor. Schalke-Trainer Felix Magath bot bis auf eine Ausnahme das Team auf, das im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals beim FC Valencia ein 1:1 erkämpft hatte.
Die Schalker boten eine enttäuschende Leistung und fand besonders in der Offensive kaum Mittel gegen aufopfernd kämpfende Gladbacher, die in der Schlussphase unter anderem durch Hermann (78.) große Chancen zum dritten Treffer vergaben. Zuvor schon hätten Idrissou (54./57.) und Reus (65.) aus Borussen-Sicht schon alles klar machen können.