Analyse: Gladbachs Erfolg ist kein Zufall
Wir erkären, warum sich die Borussia zu einem Team der Extraklasse entwickelt hat. Freitag steigt das Derby in Köln.
Mönchengladbach. Es war alles undurchsichtig am Mittwoch, rund um den Borussia-Park. Dicke Schwaden hüllten die Arena samt angrenzende Übungsplätze ein, 30 Meter Sicht. Für Trainingsspione war das kein guter Tag. Schließlich ist mit dem Anpfiff am Freitag beim 1. FC Köln Derby-Zeit. Und doch fügt sich die Witterung geradezu perfekt ins Bild dieses Fußball-Bundesligisten. Weil man sich inzwischen republikweit fragt, welches Geheimnis diese Mannschaft und ihren Trainer umgibt. Und ob dieses Team denn tatsächlich schon eine Spitzenmannschaft ist.
Vor sechs Monaten konnte das Borussia-Team in einer für nicht für möglich gehaltenen Aufholjagd das Klassenziel noch erreichen. Heute ist es nach dem 5:0-Erfolg gegen Bremen Tabellendritter. Auf die simple Frage gibt es vor allem deshalb eine einfache Antwort: Ja. Borussia Mönchengladbach ist ein Team der Extraklasse.
26 Punkte nach 13 Spieltagen der laufenden Saison sind ein Beleg. 52 Punkte im Kalenderjahr 2011 bei bisher 30 Spieltagen weisen sogar sportliche Qualität für die Europa League aus. Das sind die harten Fakten.
Für Mike Hanke ist das nicht erst seit Mittwoch, als er nach getaner Trainingsarbeit aus dem Nichts des Nebels wieder auftaucht, eher selbstverständlich: „Wir spielen ja keinen Glückfußball. Da steckt System hinter. Wir wissen, was wir machen müssen.“ Aber es sei schwierig, oben zu bleiben. Das wisse Hanke schließlich aus seinen Tagen als Angestellter bei Schalke 04.
Große Sorge, dass der Prozess der Weiterentwicklung unrund verlaufen könnte, macht sich Hanke aber auch vor dem Derby am Frietag (20.30 Uhr) beim 1. FC Köln nicht. „Weil wir intelligente Spieler in der Offensive haben.“
Dass er dort selbst seine Arbeit verrichtet, lässt er unerwähnt, schließlich hat Hanke gerade die Marke von über 1000 torlosen Minuten überschritten. „Aber wir haben Erfolg als Mannschaft. Das zählt“, argumentiert er. Selbst, wenn er bis zum Saisonende nicht mehr das Tor träfe, „ist mir das egal“. Des Trainers Lob zu hören, ein beinahe unverzichtbarer Teil im Gesamtgefüge zu sein, sagt Hanke, „ist viel wichtiger für mich“. Die neue Demut einer Mannschaft, der bereits im Misserfolg unverdossen vom Sportdirektor Max Eberl und Favres Vorgänger Michael Frontzeck viel Talent zugeschrieben wurde. Nicht zu unrecht.
Mit den Intelligenten im Team meint Hanke Marco Reus, Patrick Herrmann und Juan Arango. Sie sind Sinnbild für die von Trainer Favre entwickelte Qualität der Offensive. Weil der Schweizer die individuellen Stärken der Spieler zu einem Gesamtbild komponiert hat. Arango ist der Ideengeber, Reus der Turbo-Dribbler mit freigelegter Torjäger-Qualität, und Herrmann der, der mit emsigem Arbeitseinsatz dieses Trio komplettiert.
Und über allem führt Trainer Fravre, der am Freitag mit einem Lächeln aus dem Nebel auftauchte, die Regie. Wie zur Bestätigung sagte Mittelfeldspieler Roman Neustädter: „Favre ist der Kopf der Mannschaft. Er gibt vor, nur von Spiel zu Spiel zu denken. Es gibt nicht einen Tag, wo man sich im Training leisten kann, es etwas lockerer anzugehen.“ Vor dem Derby hatte das ohnehin keiner der Spieler vor. Selbst wenn der Nebel am Mittwoch nicht preisgab, wie sie sich vorbereitet haben.
“ 1. FC Köln - Borussia M’gladbach, Freitag, 20.30 Uhr