Borussia Mönchengladbach Analyse: Lars Stindl mausert sich zum Führungsspieler
Gelsenkirchen. Borussia Mönchengladbach hat den FC Schalke 04 nach dem Triumph in der Fußball-Bundesliga (3:1) auch im DFB-Pokal in die Knie gezwungen. Gladbach setzte sich diesmal bei Königsblau mit 2:0 durch und steht im somit im Achtelfinale.
Als der Triumph der Fohlen in der Schalker Arena durch den Schlusspfiff endgültig besiegelt ist, brennt tosender Jubel im Gladbacher Lager aus. Die mehr als 5000 mitgereisten Fans feiern gemeinsam mit den Spielern einen Profi, der nicht beim Pokalfight hatte dabei sein können: André Hahn. Der Offensivspieler verfolgte das Duell daheim vor dem Fernseher. Hahn war zuvor im Liga-Duell mit Schalke von Gegenspieler Johannes Geis durch ein böses Foul schwer verletzt worden, musste wegen eines Bruchs des Schienbeinkopfes und Riss des Außenmeniskus im linken Knie operiert werden.
Täter Geis fehlte auch im Pokal, da er vom DFB wettbewerbsübergreifend für fünf Pflichtspiele gesperrt und zu 15.000 Euro Strafe verurteilt worden war. Schon vor dem Pokalspiel hatte Gladbachs Granit Xhaka verkündet: „Wir spielen für André.“
Effektiv und kaltschnäuzig: Borussias Lars Stindl sorgte neben dem starken Torhüter Yann Sommer für den Einzug ins Pokal-Achtelfinale. Beim 1:0 nutzte Stindl einen Fehler der Schalker aus. Das 2:0 leitet er ein, holt den Strafstoß gegen Schalke-Keeper Gspurning heraus. Keine Frage, Stindl avanciert immer mehr zum Führungsspieler bei Borussia.
Sie wollten es nicht wahr haben, redeten wütend auf Schiedsrichter Tobias Stieler ein: Doch die Schalker Proteste nutzten nichts, der Unparteiische blieb in 52. Spielminute bei seiner Entscheidung: Strafstoß für Borussia Mönchengladbach. Zuvor hatte Torhüter Gspurning, der den erkrankten Fährmann vertrat, Gladbachs Stindl ungeschickt zu Fall gebracht. Die TV- Kameras zeigten: Keine Schwalbe, es hatte einen Kontakt gegeben. Stieler hatte mit seinem Pfiff nicht danebengelegen. Den fälligen Strafstoß verwandelte Hazard dann zum 2:0.
Schalke startet mit viel Druck und Power in die Partie. Tolle Pokal-Atmosphäre in der Arena, die Fohlen haben von Beginn an Mühe, das eigene Tor sauber zu halten. Schon nach einer Minute köpft Kolasinac — Gladbachs Schlussmann Sommer ist jedoch auf dem Posten. Ebenso wenige Minuten später, als Huntelaar köpft. Borussia hat Glück, dass Schalke nicht schon früh in Führung geht. Mitte der ersten Halbzeit scheint die Führung für Königsblau nur eine Frage der Zeit zu sein. Aber S04 nutzt selbst beste Einschussmöglichkeiten nicht. Huntelaar ist frei durch, erneut pariert Sommer stark. Wieder der „Hunter“ — diesmal klatscht dessen Kopfball an den Pfosten.
Wenige Augenblicke später ist di Santo frei, Sommer wehrt jedoch auch dessen Schuss ab. Plötzlich aber ist Gladbach am Zug, da Matip ausrutscht. Stindl bekommt den Ball, Sprint, Abschluss, 1:0 Borussia. Schalke in einer Art Schockstarre. Die noch nach der Pause anhält, Gladbach nutzt das aus. Pass Traoré auf Stindl, der wird im Strafraum von Gspurning ungeschickt abgeräumt. Strafstoß, den Hazard sicher zum 2:0 verwandelt. Schalke antwortet noch einmal wütend, Huntelaar zwingt mit einem Schuss Sommer zur Glanzparade.
Das war es aber dann auch für die Hausherren. Im Anschluss spielt Gladbach die Schlussphase clever runter und hätte am Ende sogar noch höher gewinnen können. Doch Traorés Schuss nach feinem Solo fliegt nur an den Außenpfosten.
André Schubert (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Wir sind sehr froh, dass wir eine Runde weitergekommen sind. Mit der ersten Hälfte können wir aber nicht zufrieden sein. Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen, haben von hinten nicht gut aufgebaut und zu viele lange Bälle gespielt, die wir vorne nicht festgemacht haben. Wir hatten einen Riesen-Dusel, dass wir nicht schon 0:1, 0:2 oder sogar 0:3 in Rückstand geraten sind. So stand es zur Pause 1:0 für uns, das ist manchmal im Fußball so, das haben wir natürlich gerne mitgenommen. In der Halbzeit haben wir darüber gesprochen, dass wir schneller und einfacher von hinten spielen und mehr Läufe in die Tiefe haben müssen. Das hat im zweiten Durchgang viel besser geklappt. Wir waren vor allem offensiv viel besser organisiert und so ist das Spiel zu unseren Gunsten gekippt.
André Breitenreiter (Trainer Schalke 04): In der ersten Hälfte haben wir die klarsten Chancen nicht genutzt. Da gibt es keine Diskussion, dass wir mit einem 2:0 oder 3:0 in die Halbzeit hätten gehen müssen. Wenn der Ball über lange Zeit nicht rein geht, fehlt es auch ein Stück weit an Sicherheit. Und wenn man dann kurz vor der Pause auch noch durch einen doofen Fehler mit 0:1 ins Hintertreffen gerät, wird es natürlich doppelt schwer. Nach dem Wechsel haben wir alles versucht, aber dass nach dem 0:2 die Beine irgendwann schwer geworden sind, ist auch klar. Zumal sich bei uns über Nacht ein Magen-Darm-Virus ausgebreitet hat und einige Spieler angeschlagen in die Partie gegangen sind. Da sind uns dann logischerweise am Ende die Kräfte gegen eine clever spielende Borussia ausgegangen.