Baillys Erinnerung an Bremen

Mit Werder verbinden Borussia Mönchengladbachs Torhüter besondere Momente — gute wie schlechte.

Mönchengladbach. Für Logan Bailly ist die Partie der Gladbacher Borussia am Samstag bei Werder Bremen kein Spiel wie jedes andere. Auch wenn der Belgier betont: „Vergessen wir das, es zählt nur die Zukunft.“ 58 Bundesliga-Einsätze hat der Torhüter für den VfL auf dem Buckel. Doch es sind vor allem Baillys Auftritte gegen Werder, die den zwischenzeitlichen Aufstieg und Absturz des hochbegabten Fangkünstlers im Borussen-Dress dokumentieren.

So wurde der 25-Jährige im Februar 2009 noch als Teufelskerl und Weltklasse-Keeper am Niederrhein gefeiert. Bailly — einst von Retter Hans Meyer aus Genk zu den Fohlen geholt — hatte damals beim 1:1 in Bremen schier Unglaubliches geleistet: 90 Minuten lang waren die in allen Belangen überlegenen Hausherren unentwegt auf Bailly zugerannt, der Belgier entschied das Duell „Logan allein gegen Werder“ jedoch klar für sich. Ganze 28 Torchancen ließ Bremen ungenutzt — weil Bailly eine atemberaubende Vorstellung ablieferte. Er hechtete, klatschte, faustete oder krabbelte die Kugel gekonnt weg, hatte als Torhüter die meisten Gladbacher Ballkontakte (62).

Nur ein Mal war der Belgier an diesem Tag wirklich machtlos. Sportdirektor Max Eberl lobte ihn als „Übermann“. Ironie des Schicksals, dass der „Übermann“ 619 Tage später, im Oktober 2010, ausgerechnet gegen Bremen sein persönliches Waterloo erleben musste. Die eigenen Fans spotteten bei der 1:4-Heimpleite über ihn, jede Ballberührung des völlig verunsicherten Baillys wurde mit höhnischen Applaus begleitet. Der Belgier musste im Anschluss auf die Bank, den Status der „Nummer eins“ hatte er verloren.

Es folgte die Degradierung zur Nummer drei, zudem die Prügel-Schlagzeilen in seiner Heimat, wegen derer sich Bailly im Mai in Lüttich vor Gericht verantworten muss. Dinge, die Borussias neuer Cheftrainer Lucien Favre vor rund drei Wochen einfach bei Seite schob und Logan kurzerhand „aus einem Bauchgefühl heraus“ wieder zu Nummer eins machte. „Ich vertraue ihm“, sagt Favre. Bislang ist er auch noch nicht enttäuscht worden. Beim Abstiegs-Gipfel am Samstag in Bremen rückt der 25-Jährige wieder ins Rampenlicht. Gelingen ihm gegen Werders Offensiv-Maschinerie ähnliche Paraden wie im Februar 2009, haben die Fohlen gute Chancen, im Existenzkampf einen „Big Point“ zu landen.

„Wir wollen dort was mitnehmen“, sagt Favre, der im Sturm für den verletzten Igor de Camargo (Innenbanddehnung im Knie) Mohamadou Idrissou bringen wird. Er ist nach seinem Abszess am Hals und der Einnahme eines Antibiotikums wieder fit. Es dürfte die einzige Änderung in Favres Startelf im Vergleich zum Hoffenheim-Spiel (2:0) sein.