Augsburg-Chaos Baum fordert „Mut“ - Reuter: Weiß von keiner Schlägerei
Augsburg (dpa) - Der Nachfolger des lädierten Dirk Schuster strahlte über das ganze Gesicht. Nach dem überraschenden Aus des bisherigen Trainers will Bundesliga-Nobody Manuel Baum beim FC Augsburg seine unerhoffte Chance in Deutschlands höchster Spielklasse nutzen.
„Ich kriege das Lachen gerade gar nicht aus dem Gesicht heraus. Ich freue mich wahnsinnig, dass der Verein das Vertrauen in mich setzt“, sagte der 37 Jahre alte Neu-Coach des Fußball-Bundesligisten. Dick eingepackt in Winterklamotten stimmte Baum sein Team weiter auf die nahende Aufgabe am Samstag (17.30 Uhr) gegen Mönchengladbach ein.
Die Knall-auf-Fall-Trennung von Schuster am Vortag warf aber auch bei der Präsentation von Bis-auf-Weiteres-Trainer Baum am Donnerstag noch Fragen auf. Manager Stefan Reuter widersprach ungefragt Spekulationen über außersportliche Gründe. „Es kommen immer wieder Gerüchte und Meldungen. Ich möchte einfach nochmal sagen, dass es sportliche Gründe waren, die den Ausschlag gegeben haben, dass wir einen Wechsel auf der Trainerposition vollziehen“, sagte der Geschäftsführer.
„Ich weiß nichts von einer Schlägerei. Dirk Schuster hat einen Cut, der am Sonntagmorgen genäht wurde, aber das hat nichts mit unserer Entscheidung zu tun“, antwortete Reuter auf eine entsprechende Frage. „Er hat gesagt, er ist gestürzt, und ich habe keinen Grund, das nicht zu glauben. Das kann jedem mal passieren.“ Wegen Magen-Problemen und des Sturzes habe Schuster beim Training am Sonntag gefehlt.
Unabhängig davon wurde der Coach, der vor der Saison für kolportierte 1,1 Millionen Euro aus Darmstadt kam, im Team kritisch gesehen. „Am Ende hat auch die 100-prozentige Überzeugung innerhalb der Mannschaft gefehlt“, sagte Kapitän Paul Verhaegh. „Er hat sich nicht von der Mannschaft verabschiedet. Wir haben das Trainerteam nicht mehr gesehen.“
Damit will der schwäbische Bundesligist, der erstmals in seiner noch kurzen Bundesliga-Historie einen Trainer freistellte, das kurze Kapitel des Nachfolgers von Markus Weinzierl (FC Schalke) aber auch endlich zuschlagen. Der frühere Torhüter Manuel Baum, der als Coach bei der SpVgg Unterhaching arbeitete und bislang Cheftrainer des FCA-Nachwuchses war, soll nun die Weichen für einen versöhnlichen Hinrunden-Ausklang stellen. „Wir stricken mit heißer Nadel an einem Plan, wie wir am Wochenende Gladbach schlagen wollen“, sagte der gebürtige Landshuter. Danach folgt auswärts Dortmund.
In Zeiten, in denen unbekannte Fußballlehrer wie Julian Nagelsmann einen großen Aufstieg in Hoffenheim feiern oder in dieser Saison schon Alexander Nouri (Werder Bremen) und Valérien Ismaël (Wolfsburg) in die erste Reihe befördert wurden, darf nun natürlich auch Baum auf mehr Meriten als die eines Interimscoaches hoffen. „Ich hoffe, man kauft es mir ab, aber damit beschäftige ich mich wirklich nicht“, wiegelte er ab.
Auch Reuter wolle sich damit aktuell nicht befassen, sagte er. „Das Gladbach-Spiel hat absolute Priorität. Wir führen in diesen Tagen auch keine Gespräche. Wie es dann nach der Winterpause weitergeht, ist offen“, erklärte der Manager. Kandidaten gib es genügend auf dem Markt. Außer Schuster wurden in dieser Saison alleine in der Bundesliga schon Markus Kauczinski (FC Ingolstadt), Viktor Skripnik (Werder Bremen), Bruno Labbadia (Hamburger SV), Dieter Hecking (VfL Wolfsburg) und Norbert Meier (Darmstadt 98) beurlaubt.
Nach der für die FCA-Chefs alarmierenden Entwicklung des Tabellen-13. soll das Team nun unter Baum wieder zu gewünschten Leistungen finden. „Das Entscheidende ist, wie die Mannschaft auftritt, weil dann die Punkte von ganz alleine kommen“, sagte Reuter. Baum kennt das Team, Philosophie und Spielweise seit zweieinhalb Jahren, muss sich nicht groß einfinden. „Mir ist es wichtig, dass wir eine mutige Mannschaft auf dem Platz haben, die Bock und Lust hat, die Bälle zu erobern und die danach schnell umschaltet“, forderte er. Erste Bewährungsprobe: am Samstag gegen Mönchengladbach.