„Bomberdilla“ ganz stark
Mit zwei Toren und einer Vorlage mit der Hacke krönte der zuletzt gescholtene Argentinier seine Leistung.
Köln. Die Bezeichnung "Sorgenkind" hat Raúl Marcelo Bobadilla schon öfters während seines Engagements beim Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach zu hören bekommen.
Seit dem Sommer 2009 steht der argentinische Stürmer beim VfL unter Vertrag, die großen Schlagzeilen produzierte der 23-Jährige bislang jedoch nicht als lebende Tor-Maschine, sondern eher als Enfant terrible: Alkohol-Tour, Führerschein-Entzug, Ausraster, verpasste Behandlungstermine, Ego-Trip - der junge Hitzkopf aus Südamerika hat fast kein Fettnäpfchen ausgelassen, wurde vom Klub sogar intern gesperrt.
Bobadilla sei ein Verrückter, disziplinlos, kaum zu bändigen, hieß es. Zudem warfen ihn mehrere Verletzungen wiederholt zurück. Seine Kritiker hatten das Urteil "Fehleinkauf" daher rasch gefällt, schließlich konnte der 4,5-Millionen-Euro-Mann aus Zürich zu selten auf dem Platz wirklich überzeugen.
Vier Tore und eine Top-Vorstellung gegen Bremen lautete "Bobas" bescheidener Arbeitsnachweis in der vergangenen Spielzeit, und auch in der aktuellen Runde lief es bislang alles andere als rund beim "Büffel".
Doch weder Sportdirektor Max Eberl noch Trainer Michael Frontzeck ließen Bobadilla fallen, stärkten ihm demonstrativ in der Öffentlichkeit den Rücken, Frontzeck lud den vermeintlichen Problem-Profi sogar zur Aussprache bei einem Essen ein. "Raúl ist ein junger Spieler, der noch viel lernen muss. Er muss auch vor dem Tor ruhiger werden, sich selbst nicht unter Erfolgsdruck setzen", so Frontzecks mahnende Worte.
Offenbar hat Bobadilla inzwischen verstanden, was der Trainer predigt, denn beim triumphalen 4:0-Derbysieg des VfL in Köln zeigte der Angreifer all die Qualitäten, von denen die Borussen-Bosse schon bei seiner Verpflichtung geschwärmt hatten: Bobadilla avancierte während der Regenschlacht im Hexenkessel Müngersdorf nicht nur wegen seiner beiden Treffer zum Matchwinner, sondern machte so gut wie alles richtig.
Egal, was die Kölner Verteidiger sich einfallen ließen, er war nicht zu stoppen, gefiel - wie beim 2:0 durch Bradley - auch als gewiefter Vorbereiter mit der Hacke. Nach hinten arbeitete Borussias Nummer neun zudem wie ein Berserker und war nach dem Schlusspfiff zu Recht in aller Munde. "Ein großartiges Gefühl, ich kann das alles gar nicht beschreiben. Dass mir das ausgerechnet im Derby gelungen ist, freut mich ungemein - auch für die Mannschaft", sagte Bobadilla.
Er wisse, dass er in der Vergangenheit Fehler gemacht habe, er arbeite weiter hart an sich, habe auch vier Kilo abgenommen. Und will sich mit aller Macht bei Borussia durchsetzen: "Ich bleibe, ein anderer Klub ist gar kein Thema."