Bonhof verrät: „Der ist undicht“
Der Original-Uefa-Cup ist wieder in Gladbach. Jupp Heynckes und Rainer Bonhof erzählten einige Anekdoten.
Mönchengladbach. Die offizielle Mitteilung verriet einiges über die Trophäe. 15 Kilo schwer, 65 Zentimeter hoch, 33 breit, 23 tief ist er, der Pokal, den seit 1972 der Gewinner des Uefa-Cups hochhielt, und den auch seit 2009 die Sieger in der Europa League noch emporhieven.
Glaubt man indes Borussias Vizepräsidenten Rainer Bonhof, hat der Silberpokal im Wert von 23 000 Euro einen großen Nachteil. „Er ist undicht.“ Die Probe aufs Exempel hatte Bonhof am 21. Mai 1975 gemacht, als er mit Borussia in Enschede den Uefa-Pokal gewann und die Trophäe zur Karaffe umfunktionierte.
Nun kehrte das Original als Leihgabe der Uefa für drei Tage nach Mönchengladbach zurück. Im Borussia-Park veranstaltet der Verband den offiziellen Startschuss zur neuen Europa-League-Saison. Die Erinnerungen an internationale Triumphe der Fohlen wie eben den von 1975, die Bonhof und Jupp Heynckes Dienstag aufleben ließen, sind für Borussen-Präsident Rolf Königs „ein Ansporn, dass wir an die guten Ergebnisse dieser Historie anknüpfen und Borussia und diesem Cup alle Ehre machen wollen.“
Heynckes’ und Bonhofs Blick zurück war ein launiger Blick hinter die Kulissen. Einer auf den jungen Bonhof, der in der Nacht nach dem Sieg von Enschede die Rückfahrt des Mannschaftsbusses aus einer Düsseldorfer Diskothek verpasste und im Trainingsanzug und ohne Geld per Taxi nach Gladbach zurückkehrte.
Ein Blick darauf, dass der Kater der Feiernacht offenbar nicht zu lange anhielt, weil Borussia schon drei Tage später in der Liga 6:2 gegen Wuppertal gewann. Ein Blick darauf, dass die Borussen arg daran zu knabbern hatten, ihren „väterlichen Freund“ (Heynckes) Hennes Weisweiler in diesem Sommer 1975 nach Barcelona ziehen lassen zu müssen.
Doch Enschede ist 39 Jahre her. Die Gegenwart heißt für Borussia Donnerstag (19 Uhr) FC Villarreal im ersten Spiel der Gruppe A. Es soll der erfolgreiche Auftakt zum Ziel sein, „in der Europa League so weit wie möglich zu kommen und am Saisonende wieder einen Europacup-Platz zu belegen“, wie Heynckes es formulierte. „Das schafft die Mannschaft auch.“
Ohnehin war der langjährige Borusse voll des Lobes über die Entwicklung „seines“ Vereins. Aber dieser Prozess müsse andauern. „Borussia ist gefordert, auch in den nächsten Jahren immer noch einen Schritt weiterzugehen“, sagte Heynckes und meinte damit die Champions League. „Vielleicht ist Gladbach dann auch irgendwann mal wieder ein Rivale, den die Bayern ernst nehmen müssen.“
Noch ist so etwas Zukunftsmusik. In der Prämisse von Trainer Lucien Favre, die das Denken von Spiel zu Spiel zur Maßgabe erklärt, ohnehin. Also ruhen alle Augen bei Borussia auf Villarreal. Auf dem Duell des Bundesliga-Sechsten der Vorsaison und dem Sechsten der Primera Division.
„Sie haben eine gute Qualität nach vorne, haben in der Offensive schnelle Spieler“, sagt Borussias spanischer Verteidiger Alvaro Dominguez. Er kennt Villarreal aus Duellen mit seinem Ex-Klub Atletico Madrid. Womöglich kann auch Tony Jantschke gegen die Spanier schon wieder mitwirken. Nach seiner Bänderdehnung im Sprunggelenk trainierte er mit „noch ein wenig Schmerzen“ mit.