Borusse Laumen und sein Pfostenbruch
Der Borusse wird am Sonntag 70. Er erzielte einen ganz besonderen Hattrick, aber ein kaputtes Tor ist seine historische „Duftmarke“.
Mönchengladbach. Herbert Laumen war ein Vollblutstürmer. Für Borussia Mönchengladbach (bis 1971), Werder Bremen und den 1. FC Kaiserslautern hat er in der Fußball-Bundesliga 121 Mal getroffen.
Und er hält zudem einen einsamen Rekord. Im September 1967 erzielte Laumen beim 5:1 gegen Hannover 96 innerhalb von sechs Minuten (3. bis 9.) einen Hattrick „Mit rechts, mit links und mit dem Kopf. Das hat es so nie wieder gegeben“, sagt Herbert Laumen stolz.
Doch darauf angesprochen wird er nie. Berühmt geworden ist der ehemalige Fußball-Profi der „Fohlen-Elf“ vielmehr durch ein fast einmaliges Spektakel, den Pfostenbruch am Bökelberg anno 1971. Am morgigen Sonntag wird der zweimalige Nationalspieler 70 Jahre alt.
Was war an jenem 3. April 1971, einem trüben Samstagnachmittag, eigentlich genau geschehen? Drei Minuten vor dem Ende der Bundesligapartie gegen Werden Bremen (Spielstand 1:1) landete der Gladbacher Torjäger nach einem misslungenen Kopfballversuch mit viel Schwung im Netz — Bremens Torwart Bernard hatte ihm den Ball vor der Nase weggeschnappt und diesen über die Latte gelenkt.
Als Laumen sich wieder mühsam aufrappeln wollte, passierte es: „Plötzlich sah ich, wie der linke Torpfosten brach. Ich hab’ mich blitzschnell geduckt, hörte nur noch ein Krachen und das Riesengelächter in der Nordkurve.“
Zu reparieren war das Tor auf die Schnelle nicht mehr, Schiedsrichter Gerd Meuser aus Ingelheim brach das Spiel ab. Doch statt der erhofften Wiederholung der Begegnung wurden die Punkte am „grünen Tisch“ Werder Bremen zugeteilt.
Die Bayern rückten in der Tabelle heran, das Titelrennen wurde noch einmal spannend. „Deutscher Meister sind wir dann aber trotzdem geworden. Zum zweiten Mal hintereinander“, sagt Laumen und lacht spitzbübisch, „alles andere wäre ja auch eine Farce gewesen.“
Der Bruch des linken Pfostens am Bökelberg bedeutete auch das Ende der Tore aus Holz, in der folgenden Saison führten sämtliche Bundesliga-Klubs Aluminium-Tore ein.
Heute ist der gebürtige Mönchengladbacher Stammgast im Borussia-Park, bei der Traditionspflege des Klubs behilflich und sitzt im Ehrenrat des Traditionsvereins. Gelegentlich spielt Herbert Laumen noch Fußball und darüber hinaus mit Begeisterung Tennis.
Der „Borussia 2013“ traut er einiges zu: „Mit Kruse, Kramer und Raffael ist das spielerische Potenzial gewachsen. Wenn alles gut läuft, ist sogar wieder ein Europa-League-Platz drin.“ 27 Jahre nach dem Pfostenbruch am Bökelberg kippte auch im Bernabeu-Stadion in Madrid ein Tor um.
In diesem Fall ohne größere Folgen: Der Spielbeginn des Champions-League-Halbfinalspiels zwischen Real gegen Borussia Dortmund verzögerte sich lediglich um 76 Minuten.