Borussia erobert Rang vier

Nach dem Sieg in Nürnberg darf Gladbach von der Champions League träumen.

Foto: DW

Mönchengladbach/Nürnberg. Das Drehbuch für die Mitgliederversammlung der Fohlen im Borussia-Park am Montag hätte kaum besser geschrieben werden können: Nach einem 2:0-Triumph beim akut abstiegsbedrohten 1. FC Nürnberg sind die Gladbacher am Samstag auf Rang vier in der Tabelle der Fußball-Bundesliga geklettert. Der VfL, vor drei Jahren noch tief im Abstiegssumpf, darf fünf Spieltage vor dem Saisonende von berauschenden Abenden im Europapokal und satten Millionen-Einnahmen träumen.

Es muss also kein Prophet sein, wer behauptet, dass Präsident Rolf Königs und seinen Vorstandskollegen auf der Rednerbühne vor der versammelten Borussenbasis ein Heimspiel winkt. Für Euphoriestürme ist es jedoch noch zu früh am Niederrhein. Die Liga hat bereits wiederholt bewiesen, wie schnell sich Ausgangslagen ändern können.

2:0-Sieg: Gladbach greift nach der CL
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Die Worte von Cheftrainer Lucien Favre mögen in diesem Zusammenhang bekannt erscheinen, schließlich wird der Schweizer nicht müde zu betonen, wie fragil das Gerüst der neuen Borussia noch immer ist. Ob gelebtes Understatement oder schlichtweg nüchterner Realitätssinn — Favre hat Recht, wenn er nach dem Nürnberg-Coup bemerkt: „Wir sind Tabellenvierter, aber wir müssen sehr konzentriert bleiben. Sie wissen, wie schnell es in der Bundesliga gehen kann. Wir können auch schnell wieder Achter sein. Augsburg gewinnt gegen Bayern. Das sagt alles.“

Fragen zur möglichen Teilnahme am Europapokal blockt Favre daher fast schon pikiert ab. „Unser nächster Gegner heißt Stuttgart — das wird ein sehr hartes Stück für uns. Ich denke nur an die Vorbereitung auf dieses Spiel und an das Training in dieser Woche. Was im Anschluss passiert, werden wir sehen.“ Favres „Bloß-Nicht-Nachlassen-Botschaften“ scheinen die Köpfe der Spieler zu erreichen. „Das viele Reden über Europa ist uns schon einmal nicht bekommen“, sagt Max Kruse. Der 26-Jährige zählte beim Erfolg im Frankenland zu den Hauptdarstellern. Kruse spielte zwar munter, gewieft und couragiert auf, lief allerdings bei aller Klasse vor allem in Durchgang zwei Gefahr, zum „Chancentod“ zu mutieren. Zig Hochkaräter ließ der gebürtige Hamburger nach Arangos frühem Treffer zum 1:0 (18.) aus. Scheiterte am Pfosten, an FCN-Schlussmann Raphael Schäfer oder dem Außennetz. Um dann in der 78. Minute zum Buhmann für alle Franken-Fans und gefeierten Matchwinner aus Borussen-Sicht zu avancieren. Kruse nutzte das naive Zweikampfverhalten von Gegenspieler Mike Frantz und holte den vorentscheidenden Strafstoß heraus. Die Nürnberger wüteten. Von Schwalbe, Täuschung und Missachtung des Fairplays war die Rede. „Es hat eine Berührung gegeben. Das war keine Schwalbe“, versichert Kruse indes. Aus der Ruhe ließ Kruse sich davon nicht bringen. Er verwandelte den fälligen Strafstoß sicher zur 2:0-Entscheidung.