Borussia nimmt Europapokal ins Visier

Nürnberg. Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach ist — zumindest vorübergehend — die neue Nummer eins im Rheinland. Die Mannschaft von Cheftrainer Lucien Favre setzte sich am 29. Spieltag bei Abstiegskandidat 1. FC Nürnberg mit 2:0 (1:0) durch und zog somit in der Tabelle an Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg vorbei auf Rang vier.

Alvaro Dominguez (l.) herzt den Torschützen zum 2:0, Max Kruse.

Foto: Dieter Wiechmann

Borussia hat damit gute Karten, sich am Saisonende für den Europapokal qualifizieren zu können.

Es lief die 68. Spielminute in der ausverkauften Nürnberger Arena, als die 50.000 Zuschauer einen kuriosen Liga-Rekord erleben durften, der vielleicht auch so schnell nicht mehr gebrochen werden wird. Borussias Patrick Herrmann musste zum 26. Mal in dieser Saison als Startspieler vorzeitig den Platz verlassen. So oft wie noch kein anderer Profi in der Liga-Historie. „Es gibt sicherlich schönere Rekorde, die man halten kann“, sagte Herrmann später. Wie sich dieser Rekord erklären lasse, wollte ein Journalist vom 23-Jährigen wissen. Herrmann: „Ich habe sicherlich das eine oder andere nicht so gute Spiel gehabt. Aber auch einige gute. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht immer erklären.“

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Gladbachs Nationalstürmer Max Kruse zeigte sich in Nürnberg weiter verbessert. Der 26-Jährige lief viel, erarbeitete sich Chancen, trat als Führungsspieler auf. Und hätte die Borussia bereits vorzeitig auf die Siegesstraße schießen können, wenn nicht sogar schießen müssen. Mehrere tolle Chancen ließ Kruse zunächst ungenutzt, scheiterte am Pfosten, an Nürnbergs Schlussmann Schäfer oder dem Außennetz. Kruse wäre sicherlich zur tragischen Figur geworden, wenn die Fohlen am Ende noch den Sieg aus den Händen gegeben hätten. Doch der Angreifer zeigte, aus welchem Holz er geschnitzt ist und verwandelte trotz seiner Fahrkarten zuvor den entscheidenden Elfer sicher und nervenstark zum 2:0. Kruse belohnte sich somit am Ende doch noch für seinen guten Auftritt.

Die Nürnberger wollten es nicht wahrhaben, spuckten Gift und Galle. „Eine Unverschämtheit. Einer der lächerlichsten Elfmeter, die ich jemals erlebt habe“, schimpfte FCN-Schlussmann Raphael Schäfer. Was war geschehen? In der 78. Minute hatte Nürnbergs Mike Frantz im eigenen Strafraum Gladbachs Stürmer Max Kruse gefoult — so hatte es zumindest Schiedsrichter Tobias Stieler gesehen und auf Strafstoß entschieden. „Klare Schwalbe!“ — so der Aufschrei in der Nürnberger Fankurve.

Dass Frantz allerdings auch sehr naiv in den Zweikampf gegangen war und Kruse die Situation clever im Eins-gegen-Eins zu nutzen wusste, wollte der FCN-Anhang so nicht stehen lassen. Stattdessen wütende Pfiffe gegen den Gladbacher Spieler. „Es hat einen Kontakt gegeben. Das war keine Schwalbe“, sagte Kruse später. Für die Nürnberger stand da allerdings schon fest: Kein Fairplay. Eine Fehlentscheidung habe das Spiel entschieden. Dass der FCN allerdings vor der Elfmeterentscheidung gut und gerne bereits mit 1:5 oder 2:6 in Rückstand hätte liegen können, ließen die Verantwortlichen und Spieler unerwähnt. Der „Club“ hatte nicht wegen des Elfmeterpfiffs verloren, sondern weil unter dem Strich Borussia einfach die bessere Mannschaft gewesen ist.