Fußball Rose ist Gladbachs personifizierter Neuanfang
Salzburg/Düsseldorf · Fußball-Trainer Marco Rose soll ab Sommer Borussia Mönchengladbach auf eine neue Stufe heben. Dabei darf er auch Ansprüche formulieren. Eine Analyse.
Als am Mittwochmittag in Salzburg die österreichischen Journalisten in dem in roter Signalfarbe gestrichenen Presseraum von Red Bull den Abgang des Fußball-Trainers Marco Rose betrauerten, drückte die Mönchengladbacher Medienabteilung auf den Knopf. Und stellte die offizielle Bestätigung von Sportdirektor Max Eberl auf der Internetseite des Fußball-Erstligisten scharf: „Marco Rose hat in Salzburg in den vergangenen sechs Jahren hervorragende Arbeit geleistet und wir freuen uns, dass er ab der kommenden Saison bei uns sein wird“, teilte Eberl mit. Nüchtern, wohl auch in Rücksicht auf den amtierenden Gladbacher Trainer Dieter Hecking, mit dem Eberl noch etwas erreichen muss. Man stößt niemandem gegen den Kopf, dessen Hirn man noch nutzen will: Hecking soll Gladbach in den europäischen Wettbewerb führen, Rose wird das danach verantworten. „Im Fußball gibt es manchmal Chancen, die man ergreifen muss“, sagte Eberl der „Sport Bild“ und verdeutlichte, dass das mit Hecking herzlich wenig zu tun habe.
Eberl hat ein Rennen gewonnen
„Der Prozess hätte auch auf Platz drei eingesetzt.“ So sieht wohl Überzeugung aus. Für den Dreijahresvertrag muss Eberl eine Ablöse von einer Million Euro zahlen, Rose hatte eine Ausstiegsklausel, aber auch noch bis 2020 einen Vertrag.
Eberl hat damit das Rennen um einen der begehrtesten Trainer Europas gewonnen. Und weil im Fußball die Hoffnungen das schönste Gefühl eines Fans sind und Rose längst das personifizierte Versprechen auf eine Ära zu sein scheint, hat Eberl viel gewagt und fürs erste alles gewonnen: Zuerst war seine Absage an Hecking noch als ungehöriger Tiefschlag gewertet worden, daraus entstanden ist dank aller Schnelllebigkeit des Geschäfts längst Hochachtung für einen vermeintlich herausragenden Deal.
In den letzten Tagen war auch noch einmal klar geworden, wer sich da bald auf die Sessel im Borussia Park setzt: Hoffenheim, Schalke und Wolfsburg wollten Rose, angeblich auch Manchester United. Der athletische 42-Jährige mit dem graumelierten Kurzhaar und Drei-Tage- bis Vollbart, so sprach Liverpools Trainer Jürgen Klopp, der Rose einst in Mainz trainiert hatte, sei „der Gehypteste von allen“. Dass Rose eine Klopp-Vergangenheit hat, macht ihn in den Augen der Trainer-Scouts noch begehrenswerter, weil jedes Versprechen momentan beim Liverpool-Coach beginnt. Klopp hat sich beim TV-Bezahlsender Sky an Rose und dessen damaligen WG-Kumpanen Sandro Schwarz erinnert. „Wir feiern im Favorite Park Hotel in Mainz den Aufstieg, sind rabenschwarz, betrunken, und ich sage zu Schwarz und Rose: „Ihr beide werdet später Trainer. Ich habe nicht gesagt, sie werden gute Trainer, aber sie werden Trainer. Und jetzt sind sie richtig gute geworden.“ Rose traue er „alles zu. Marco kann jeden Job haben und könnte auch jeden Job machen.“
Warum Rose eine neue Herausforderung will
Da saß Rose am Mittwochmittag nun und begründete, warum er nach sechs Jahren in Salzburg „eine neue Herausforderung“ antreten möchte. „Wir haben das Anfang der Woche klar gemacht. Es ist eine schwierige Entscheidung für mich, aber ich treffe sie mit voller Überzeugung.“ Salzburg ist Tabellenführer in Österreich, schon 2018 war Rose Meister im Nachbarland geworden. Und dass er sich nun für Mönchengladbach entschieden hat, hatte wohl auch mit der Personalie Hans Meyer zu tun: Rose stammt aus Leipzig, Meyer war einst populärer Trainer in Chemnitz und Jena und danach in der Fußball-Bundesliga, heute sitzt er voller Fußballwissen im Präsidium von Borussia Mönchengladbach. „Er ist ein Typ, den ich sehr schätze“, sagte Rose, wohl aus alter „Ostalgie“ und neuer Achtung. Meyer wird an den Gesprächen beteiligt gewesen sein. Pfunde muss man nutzen.
In Salzburg verlieren sie bei aller vorhandener Finanzkraft noch mehr. Christoph Freund, Sportdirektor des Clubs, den der 15 Milliarden-Dollar schwere Brause-Milliardär Dietrich Mateschitz finanziert, sagte, dass Rose schlicht nicht zu halten gewesen sei. „Es ist ein großer nächster Schritt, wir sind stolz, dass wir einen solchen Trainer bei uns in Salzburg mitentwickelt haben.“
Rose gestand, dass sein interner Entscheidungsprozess schon früher abgeschlossen gewesen sei. Er habe mit Freundin Nikola Pietzsch, eine ehemalige Handball-Nationalspielerin, und seiner Tochter gesprochen, mit seinen Trainern und dem Verein. „In der Länderspielpause haben wir die Gespräche mit Gladbach intensiviert. Es war eine intensive Phase für mich, jetzt bin ich aber auch froh, dass es raus ist.“ Freund sagte: „Der Prozess war jederzeit offen.“ Nur Hecking ahnte lange von alledem nichts.
Mit Rose werden auch die Co-Trainer Rene Maric und der ehemalige deutsche Nationalspieler Alexander Zickler nach Mönchengladbach kommen, auch Athletik-Trainer Patrick Eibenberger gehe mit zu einem Verein „mit Ambition und Fankultur“. Das sei sein Vertrauensteam. „Ich will Leute um mich rum haben, die ich gut kenne.“ Man darf diesen Anspruch formulieren – als einer der begehrtesten Trainer Europas.