Borussia Mönchengladbach Borussia Mönchengladbach siegt in Mainz: Der Nachmittag des Nico Schulz
Der 24-Jährige musste lange auf seine Chance warten. Beim 2:1-Sieg der Gladbacher in Mainz trumpft er mit einem Tor und einer Vorlage auf.
Mainz. Nein, für die Journalisten hatte Jonas Hofmann diesmal keine Zeit. Schnurstracks lief der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach nach dem 2:1-Sieg bei Mainz 05 in die Kabine des Gegners. Schließlich hatte Hofmann in der Saison 2014/15 das Trikot der 05er getragen — dementsprechend groß war seine Freude auf das Wiedersehen mit den ehemaligen Kollegen Stefan Bell, Daniel Brosinski und Niko Bungert. Dabei wäre Hofmann durchaus auch für die Medienvertreter ein guter Gesprächspartner gewesen. Der 24-Jährige initiierte nämlich im sonnigen Rheingau immer wieder gute Angriffe über Gladbachs starke linke Seite. Ein Tor freilich wollte ihm erneut nicht gelingen. Seit 1526 Minuten wartet Hofmann nun schon darauf. Auch im 26. Einsatz für die Fohlenelf blieb er ohne Treffer, für die Mainzer war er seinerzeit in lediglich zehn Einsätzen dreimal erfolgreich. Vielleicht wollte Hofmann auch deshalb die Bühne dem eigentlichen Mann des Spiels überlassen. „Ein Treffer, eine Torvorlage — das war Nicos Tag“, sagte Kapitän Lars Stindl.
Nico, das ist Nico Schulz. Im August 2015 kam der flexible Außenbahnspieler von Hertha BSC Berlin, zog sich jedoch schon bald einen Kreuzbandriss zu und fiel lange aus. Zwar hing sich Schulz nach der Genesung in jedem Training voll rein, doch an Oscar Wendt und Fabian Johnson war kein Vorbeikommen. Nun sind beide verletzt, und Schulz packte seine Chance beim Schopf. Zunächst bereitete er nach klugem Pass von Hofmann und einem unwiderstehlichen Spurt das 1:0 von Stindl vor (31.), dann traf er selbst zum 2:0 (46.). „Das war ein rundum gelungener Nachmittag“, sagte Schulz. Lange hatte sich der Linksfuß gedulden müssen; nun stand er zum ersten Mal in der Gladbacher Bundesliga- Startelf. „Das ist mental nicht einfach. Man macht sich viele Gedanken, muss aber immer positiv bleiben“, fuhr Schulz fort. Sein prima Verständnis mit Hofmann beruht auf der Zeit in der U-21-Nationalmannschaft, nun soll es auch bei der niederrheinischen Borussia Früchte tragen. „Ich würde mich freuen, zu mehr Einsätzen zu kommen. Der Trainer weiß, dass er auf mich zählen kann“, sagte Schulz.
Vier Tage nach dem gescheiterten Einzug ins Cupfinale zeigte sich die Elf vom Niederrhein erstaunlich munter und frisch, wirkte auch gedanklich voll auf der Höhe. Cheftrainer Dieter Hecking hatte die Mannschaft erst einmal mit dem emotionalen Tiefschlag „allein“ gelassen, ihr zum Verarbeiten der Pokal-Enttäuschung 24 Stunden frei gegeben, um sie dann behutsam auf die Partie in Mainz vorzubereiten. Es hat alles gepasst. Dass erneut sechs Stammspieler fehlten, fiel diesmal nicht weiter ins Gewicht.
Als sich Lars Stindl Mitte der zweiten Hälfte am Boden wälzte und auf allen Vieren ins Seiten- Aus kroch, zuckten sie auch auf der Gladbacher Ersatzbank zusammen. Schon wieder ein Verletzter? Glücklicherweise war alles halb so schlimm. Nach einer kurzen Behandlungspause stand der Kapitän wieder auf dem Platz. Die Rheinhessen versuchten nach verschlafener erster Hälfte beim Stand von 0:2 noch einmal alles, stürmten zeitweise wie wild nach vorne und erzielten noch den Anschlusstreffer durch Muto. „Wir sind gegen einen starken Gegner zu spät erwacht. Jetzt geht es erst richtig los im Abstiegskampf“, sagte Mainz-Trainer Martin Schmidt.
Gladbachs Kapitän Stindl war hingegen bester Laune. „Dieser Sieg ist enorm wichtig für unsere Gemütslage und wird uns richtig Auftrieb geben.“ Er gab unumwunden zu, dass ihm und der ganzen Mannschaft das bittere Pokal- Aus ganz schön zugesetzt habe. „Wir wollten in Mainz um jeden Preis gewinnen. Das ist uns gelungen. Gegen Augsburg streben wir den nächsten Dreier an, und werden bis zum Schluss alles tun, um wieder international dabei zu sein.“
Lars Stindl opfert sich seit Wochen für die Fohlenelf auf, die auch in Mainz arg dezimiert war und die personellen Verluste mit gescheitem Spiel und viel Kampfgeist wegsteckte. Ein Glück, dass wenigstens Stindl von größeren Verletzungen verschont blieb. Der Ex-Hannoveraner hat den neuerdings etwas anfälligen Raffael in dieser Spielzeit als Torjäger und Top-Scorer abgelöst. Elf Tore gehen bis dato auf sein Konto, dazu kommen sechs Vorlagen. Noch mehr im Rampenlicht stand natürlich Nico Schulz. Stindl gönnte seinem Mitspieler die Freuden an diesem 31. Spieltag von ganzem Herzen. „Toll der Junge, der gibt im Training immer alles, haut sich richtig rein. Er hat es verdient.“