Sport macht (auch) schlau Wie die Bananenflanke Physik und Sport eint

WUPPERTAL. · Borussia Mönchengladbach und die Wuppertaler „Junior Uni“ haben gemeinsam ein Lernvideo produziert.

Bei der Entstehung des Lernvideos im Borussia-Park (von li.): Leiterin Innovation, Digitales und Wachstum der IHK Mittlerer Niederrhein Elke Hohmann, Junior Uni-Studentin Elli, Fußballweltmeister Rainer Bonhof, Junior Uni-Gründer Ernst-Andreas Ziegler, Junior Uni-Student Vito und Junior Uni-Prokuristin Annika Spathmann.

Foto: Junior Uni/ Julian Brügmann

Fußball macht (auch) schlau. Unter diesem Motto veröffentlicht die Wuppertaler Kinder- und Jugend-Universität „Junior Uni“ in Zusammenarbeit mit dem Wissenscampus Mönchengladbach und Fußball-Erstligist Borussia Mönchengladbach jetzt ein innovatives Lernvideo zur berühmten „Bananenflanke“ – eine in ihrer physikalischen Flugbahn krumm geschlagene Flanke mit dem Ball, mit der etwa der HSV-Fußballer und ehemalige Nationalspieler Manfred Kaltz seinerzeit zur Attraktion geworden ist. 

Dass Wissenschaft jungen Menschen praxisnah und alltagstauglich vermittelt werden kann, beweist diese außergewöhnliche Kooperation von Sport und schulischer Bildung. Denn die berühmte „Bananenflanke“ ist nicht nur ein Fußball-Trick, sondern auch ein physikalisches Phänomen. In dem Video suchen die Junior-Uni-Studenten Elli (13) und Vito (17) eine Erklärung für die gekrümmte Flugbahn der Bananenflanke. Dabei treffen sie im Borussia-Park auf den Mönchengladbacher Fußball-Weltmeister Rainer Bonhof, der sich an Freistöße von Gladbach-Legende Günter Netzer erinnert. Demonstriert wird eine einwandfreie Bananenflanke von Gladbachs Bundesligaprofi und Nationalspieler Patrick Herrmann. Der erklärt, mit welcher Technik man die gekrümmte Flugbahn des Balls verursachen kann. Die wissenschaftliche Auflösung, den sogenannten Bernoulli-Effekt, erklärt dann die Uni-Prokuristin Annika Spathmann. Gemeinsam entdecken die Protagonisten durch weitere Experimente, wie Luftströmungen beim Bernoulli-Effekt verändert werden.

Fußballer als Vorbild und Wissensübermittler

Ernst-Andreas Ziegler, Geschäftsführer der Junior Uni, hatte die Idee und konnte den Kontakt mit Hilfe von Hartmut Wnuck vom Wissenscampus Mönchengladbach zur Borussia herstellen. Als Einrichtung für das Bergische Land wurde die Junior Uni vor 12 Jahren gegründet. „Wenn man das Konzept der Junior Uni verstehen will, muss man vor Ort sein“, sagt Ziegler. Das bestätigt Caroline Hartmann-Serve, Unternehmerin aus Mönchengladbach. Sie durfte sich im Oktober ein eigenes Bild von der Junior Uni machen: „Man spürt erst vor Ort, was dieses frische, bunte Gebäude eigentlich auslöst.“ Die Junior Uni sei ein Schlüssel der Zukunft und die denkbar beste Bildung für alle Kinder – egal aus welchem Elternhaus sie kommen. Denn die Einrichtung ist ausschließlich privat finanziert.

Für Ziegler sei die Einrichtung ein Beweis, dass mittelständische Unternehmen Gemeinwohl etablieren können. Dazu brauche man neue Impulse, bei denen private Unternehmen viel helfen könnten. Als Bildungsergänzung werde Freude am Lernen vermittelt. Das Video etwa stammt aus dem Kurs „Kick mit Physik“. Wesentlich sind dabei Praxisnähe und viele Experimente, eben auch auf dem Fußballplatz, sagt Spathmann. Auch Bundeskanzlerin Merkel habe die Junior Uni schon besucht und einige Experimente mitgemacht.

Weil die Corona-Pandemie nach neuen digitalen Kursen verlangt, habe sich nun auch dieses Lernvideo zur Bananenflanke angeboten. Die allgemeine Begeisterung für Fußball könne so nämlich eine Begeisterung für die Wissenschaft übermitteln, so Spathmann. „Das Schöne ist die Kooperation mit Borussia Mönchengladbach und die Kombination aus Physikexperimenten und die Erklärung durch Profifußballer“, sagt Spathmann, „Die Fußballer fungieren als Vorbild.“ Laut Wnuck sei dieses Projekt ein schönes Vorbild für viele junge Menschen, die fußballbegeistert sind. Aber auch die schulische Bildung sei wichtig: „Wir müssen junge Menschen begeistern, die Idee mit dem Lernvideo mit Borussia halten wir dafür geeignet.“

Auch Mönchengladbach will eine Junior Uni etablieren

Etwa ein Jahr nach der Gründung des Wissenscampus Mönchengladbach strebt die niederrheinische Stadt an, es dem Vorreiter Wuppertal gleichzutun und eine Junior Uni am Standort Mönchengladbach zu gründen. Dabei baut man auf gegenseitige Unterstützung. Borussia Mönchengladbachs Präsident Rolf Königs ist begeistert von der Kombination von Theorie und Praxis.

Er sieht für den Fußballclub durchaus eine Möglichkeit, den Spielern das Wissenschaftliche näherzubringen und in die Ausbildung einzubinden. „Wir suchen einen Ansatz, aus den jungen Spielern aus dem eigenem Nachwuchs Stars zu kreieren“, sagt Königs. Die Junior Uni nach Mönchengladbach zu holen sei keine Konkurrenz zu Wuppertal, vielmehr eine Ergänzung. Im Gespräch zwischen der Junior Uni und Partnern aus Mönchengladbach wird schnell klar, dass es zwischen beiden künftig eine langfristige Zusammenarbeit geben soll.