Borussia M.-Gladbach Warum Yann Sommer so gut ist

Mönchengladbach · Gladbachs Torwarttrainer Uwe Kamps schwärmt vom Schweizer Schlussmann Yann Sommer. Und nennt fünf Eigenschaften, die ihn so stark machen.

Im Moment Kapitän – und für Gladbachs Torwarttrainer Uwe Kamps „ein guter Leader“: Yann Sommer. Foto: Witters

Foto: picture alliance/dpa/Laurent Gillieron

„Als Goalie musst du die Fähigkeit haben, an bestimmten Tagen Weltklasse zu sein“, hat Yann Sommer jüngst in einem Zeitungsinterview in der Schweiz gesagt. Gegen Schalke 04 erlebte der Torwart von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach vor Wochenfrist einen solchen Tag, an dem er von der Perfektion des Torwartspiels nicht weit entfernt war. Es passte alles: das richtige Kalkül, ebenso wie die Gabe, das Spiel schnell und präzise zu eröffnen oder Situationen vorauszusehen, inklusive vier Glanzparaden. „Das Tor der Schalker in der Nachspielzeit hätte ich gerne vermieden, aber da war nichts zu machen.“ Sommer spricht voller Freude über den zweiten Heimsieg und den neuen Teamgeist bei der Borussia. Von sich gibt er relativ wenig preis: „Ich habe großartige Trainer und genieße deren Vertrauen. Ich bin einfach nur happy.“

Detaillierter betrachtet sein Torwarttrainer, die Gladbacher Torwart-Ikone Uwe Kamps (54), die Leistungen seines Schützlings, der er seit 2014 unter seinen Fittichen weiß. „Alles ist im Fluss, er ist inzwischen auf einer Leistungsebene angekommen, die schon sehr hoch ist.“ Kamps, seit 36 Jahren im Verein, weiß, wovon er spricht. Er war selbst ein ausgezeichneter Torwart (390 Bundesliga-Einsätze) – und nennt fünf Gründe für Sommers Stärke:

Qualität als Fußballer: „In diesem Bereich ist in den letzten zehn, 15 Jahren enorm viel auf die Torhüter zugekommen. Sie müssen mehr machen als früher, sollen gute Fußballer sein, natürlich die Bälle halten, dann schnell abspielen oder abwerfen und den nächsten Angriff zügig einleiten. Yann Sommer beherrscht das alles. Er ist ein sehr guter Fußballer mit viel Ballgefühl und beidfüßig obendrein. Seine Abschläge kommen durchweg exakt beim Mitspieler an.“

Reaktionsvermögen: „Klasse, allein dieser Absprung beim Kopfball von Schalkes Hünen Sané am Samstag, diese Sprungkraft. Er hat in den drei ersten Spielen, insbesondere zuletzt gegen Schalke und natürlich auch in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit eine Vielzahl von Chancen vereitelt.“

Strafraumbeherrschung: „Es ist immer ein schmaler Grat bei Ecken und Standards. Rauslaufen oder auf der Linie bleiben. Ich muss sagen, Yann ist bei hohen Bällen im Strafraum sehr präsent. Auch im Duell 1-gegen-1 ist er auf einem richtig guten Weg. Ich bin sicher, er wird noch besser.“

Mentale Stärke: „Yann hat die Fähigkeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Im Training wie im Spiel, und er wird allen Situationen gerecht. Ein wirklich kompletter Torwart. Es macht Spaß ihm zuzuschauen. Yann behält kühlen Kopf.“

Seine Rolle im Team: „Dadurch, dass Lars Stindl auf sein Comeback noch warten muss, ist Yann momentan unser Kapitän. Er ist ein guter Leader. Er strahlt Ruhe aus, hat eine gute Beobachtungfähigkeit, coacht die Mannschaft und pusht sie. Einfach überragend.“

Schon im Vorfeld der Fußball-WM hatte Torwarttrainer Kamps ein gutes Gefühl, aber auch die Sorge, dass Yann nach einer guten WM für andere Klubs interessant werden könnte. Kamps schmunzelt: „Da fiel mir zu oft das Wort Weltklasse.“ Seine Bedenken waren nicht unberechtigt. Das Interesse war groß am Schweizer National-Keeper, der mit dem FC Basel viermal Meister wurde. Geblieben ist er am Niederrhein – und spielt am Samstag bei Hertha BSC das Spitzenspiel der jungen Saison.