Borussias Zukunft hat begonnen
Dem Jubel folgen bei Borussia Mönchengladbach die Kaderplanung und die Mitgliederversammlung am Sonntag.
Mönchengladbach. Diese Nacht hätte nie enden sollen. Es war schon weit nach ein Uhr, ehe die 5000 Fans, die auch drei Stunden nach Spielende beim Public-Viewing im Borussia-Park ausgeharrt hatten, endlich mit ihren Helden den Klassenerhalt feiern konnten. Sieben Millionen hatten zuvor an den Fernsehern die wundersame Rettung von Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga mit dem 1:1 in Bochum erlebt. Und im Anschluss eine Party, die all die Anspannung der vergangenen Monate in grenzenlose Erleichterung verwandelte.
Noch in Bochum hatten die Spieler ihren Trainer Lucien Favre vor der Fankurve hochleben lassen, in die Luft geworfen, wenig später hielt Abwehrchef Dante Wort, löste sein Versprechen ein, trennte sich von der kultigsten Frisur der Liga und präsentierte sich mit blankem Schädel wenig später den jubelnden Fans. „Ohne Haare auf dem Kopf fühlt es sich etwas komisch an. In acht bis zehn Monaten ist der alte Dante wieder da“, sagte der Brasilianer lächelnd. Seinem Trainer gefiel der neue Look: „Er sieht doch sehr gut aus. Vor allem in ein paar Wochen, wenn die ersten Stoppeln zu sehen sind.“ Dabei ist nicht einmal klar, ob Dante in Mönchengladbach bleibt. Er habe hohe Ziele, sagte der Abwehrchef noch in Bochum. Zweieinhalb Jahre sei er nun beim Klub: „Ich habe zweimal um den Klassenerhalt gespielt. Ich will, dass es nach oben geht.“
Möglich sei das mit Borussia, befindet er. „Aber wir müssen darüber reden.“ Das lässt sich als Vorbote eines beabsichtigten Wechsels interpretieren, oder als Einmischung in die inneren Angelegenheiten der sportlichen Führung. Interesse aus der Liga an Dante haben der VfB Stuttgart und der Hamburger SV, bei Olympique Marseille und dem FC Valencia wird sein Name auch gehandelt. Und Favre hat erkannt: „Als Trainer alleine bist du nichts und wirst du nichts erreichen.“ Am Donnerstag verlängerte Favre den Urlaub bis zum 23. Juni. Der Schweizer hob um 13.50 Uhr vom Flughafen Düsseldorf aus nach Genf ab, um drei Tage in Saint-Barthélemy auszuspannen.
Denn auf das Rettungs-Wunder folgt nun der letzte Akt im Kampf um die Macht an der Spitze des Vereins — die Mitgliederversammlung am Sonntag. Dafür wird Favre zurückkommen und die Kaderplanung in Angriff nehmen. Favre hatte im Interview mit unserer Zeitung erklärt, „der Erfolg einer Saison hängt zu 80 Prozent von den Transfers ab, die man tätigt.“ Eine Saison mit ähnlicher Dramatik möchte er sich und den Fans zukünftig ersparen.