Die Heimserie soll helfen
Die Gladbacher empfangen am Samstag den SC Freiburg. Vor eigenem Publikum ist das Team von Trainer Favre noch ungeschlagen.
Mönchengladbach. Einem Fußballer vorzuwerfen, er hätte in einem Spiel nicht gekämpft, ist einer der schlimmsten Vorwürfe, die es in dieser Sportart gibt. Den Spielern von Borussia Mönchengladbach wurde dieser Vorwurf nach den beiden Bundesliga-Spielen gegen den Hamburger SV (1:1) und 1. FC Nürnberg (0:1) von einigen Medien gemacht. „Wir haben in Kaiserslautern gezeigt, dass wir kämpfen können“, sagt Roman Neustädter vor dem Duell am Samstag (15.30 Uhr, Borussia-Park) mit dem SC Freiburg. Die nur bedingt überzeugenden Leistungen gegen den HSV und in Nürnberg hätten seiner Ansicht nach jedoch nichts mit fehlendem Kampfgeist zu tun. „Gegen Hamburg hatten wir genügend Chancen zu gewinnen. In Nürnberg hat uns die Tiefe im Spiel gefehlt.“
Auch Sportdirektor Max Eberl relativiert die Kritik daran, die Gladbacher würden zu viel mit spielerischen Mitteln ans Werk gehen. „Wir hatten in Nürnberg gefühlt 75 Prozent Ballbesitz, beherrschen den Gegner fußballerisch. Richtig ist, dass wir auf den letzten 20 Metern zum Tor nicht den Willen, die Gier gehabt haben, das Tor unbedingt zu machen. Läuferisch und fußballerisch kann man der Mannschaft aber keinen Vorwurf machen.“
Gerade in den Spielen, in denen sich der Gegner tief in die eigene Hälfte zurückzieht, gehöre es dazu, „mehr über die Bereitschaft zu kommen und bei einem Rückstand über den Kampf“, sagt Eberl. Das dürfte beim SC Freiburg so sein und bei den vier verbleibenden Heimspielen gegen ähnlich strukturierte Gegner wie Hoffenheim, Hertha BSC, 1. FC Köln und FC Augsburg nicht anders werden. Helfen dürfte den Gladbachern in dieser Situation das Publikum. Im Borussia-Park ist das Team von Trainer Lucien Favre in dieser Saison noch ungeschlagen. „Wir haben zu Hause eine gute Serie und wissen, was wir können“, sagt Roman Neustädter, der in mehr Ballbesitz statt schnellem Ein-Kontakt-Spiel im Mittelfeld die Lösung des Problems der fehlenden Torgefahr sieht.
Interessant wird sein, wie das Mittelfeld (als Verstärkung wurde am Freitag über eine Ausleihe von Nuri Sahin spekuliert) personell aussieht und wie Favre spielen lassen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass Favre Marco Reus in den Sturm beordert, ist hoch. Für das rechte Mittelfeld sind Oscar Wendt, Yuki Otsu und Alexander Ring mögliche Optionen. Letztgenannter verkündete in dieser Woche: „Ich bin bereit für die Bundesliga!“ Und der Cheftrainer relativierte seine Aussage aus der Vorwoche, Ring sei noch nicht bereit für die Bundesliga. „Alexander hat die Qualität, wird sicher kommen“, so der Schweizer. Offensiv habe der Finne bereits die Fähigkeit, in der Liga aufzulaufen. Am Defensivverhalten, der wesentliche Baustein des Favre-Systems, am Tempo und dem taktischen Verständnis (4-4-2 statt 4-3-3 bei Helsinki) werde gearbeitet.
Dass Ring und seine Mitspieler gegen Freiburg ein „schweres Spiel“ (Favre) erwartet, überrascht nicht. Das sagt der Borussen-Trainer schließlich über jeden Gegner. Der SC scheint so etwas wie eine Wundertüte zu sein. Mit der Hinrunde hat die Mannschaft von Trainer Christian Streich, vor allem in der Abwehr, nichts mehr zu tun. „Sie haben ein gutes Gleichgewicht gefunden“, sagt Favre. Auf fremden Plätzen jedoch hat die Arbeit von Streich noch nicht gefruchtet: Auswärts warten die Freiburger seit fünf Spielen auf einen Sieg.