Ermittlungen nach Derby-Krawall
Im Internet kursieren Videos von schlimmen Gewalt-Szenen im Vorfeld des Spiels. Doch die Ermittler stoßen nur auf eine Mauer des Schweigens.
Mönchengladbach. Die brutalen Bilder aus dem Videofilm, die nach dem Derby 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach durch die digitalen Netzwerke kursierten, haben viele noch vor Augen: Ein Mann in einem Kapuzenpulli holt mit einem rot-weißen Absperr-Poller aus Eisen aus und schlägt auf einen am Boden Liegenden ein, der verzweifelt versucht sich zu schützen. Gleichzeitig treten mehrere schwarz Gekleidete auf das Opfer ein.
Mehrere Stunden vor dem Kölner Heimspiel gegen Borussia stürmten am Rande des Stadions Hooligans aufeinander los. Beteiligt gewesen sein sollen etwa 80 gewaltbereite Anhänger von Mönchengladbach und 40 bis 50 ebenso brutale Köln-Anhänger. Es wurde geschlagen, getreten und mit Dachlatten aufeinander eingedroschen. Dabei kam es auch zu dem Angriff mit der Eisenstange.
Um die Vorfälle rund um das rheinische Derby aufzuklären, hat die Kölner Polizei die „Ermittlungsgruppe Fußball“ eingerichtet. Zurzeit werden noch unzählige Bilder aus der Videoüberwachung ausgewertet. Denn die Befragungen möglicher an der Randale Beteiligter gestalten sich als äußerst schwierig beziehungsweise nutzlos.
Bei den gewaltbereiten Fußballfans stoßen Polizei und Staatsanwaltschaft auf eine Mauer des Schweigens. „Das ist wie bei den Rockern und der Mafia“, sagt der Kölner Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn. „Keiner sagt etwas.“ Selbst von dem am Boden liegenden Mann, der mit der Eisenstange malträtiert wurde, gibt es keine Aussage. Das Opfer habe sich bis jetzt nicht gemeldet, sagt Willuhn.
Sollte es bei der Ausschreitung Verletzte gegeben haben, hätten sich die Betroffenen nicht veranlasst gesehen, Anzeige zu erstatten.
Bleiben den Ermittlern nur die Videobilder. Als ziemlich gesichert sieht der Oberstaatsanwalt, dass vor der Attacke aus einem Materialraum in der Südtribüne, den der FC den Ultras zur Verfügung gestellt hat, Dachlatten herausgeholt worden seien. „Ob das zu Angriffszwecken oder zur Abwehr geschah, ist aber noch nicht geklärt“, sagt Ulf Willuhn. Für ihn hat die Auseinandersetzung vor dem Spiel Züge einer „verabredeten Schlägerei“. Die Kölner Seite streitet das ab und erklärt, sie sei angegriffenen FC-Fans zur Hilfe geeilt.
Zwar habe die Polizei alle rund 80 Gladbach-Anhänger, die sich während der Krawalle auf der Jahnwiese aufhielten, einkesseln können, und ihre Personalien seien auch bekannt, „aber wir müssen auch jede einzelne Straftat zuordnen und belegen können“, sagt der Oberstaatsanwalt. Dies brauche Zeit. „Ich würde einmal schätzen, dass dies bis zum Frühjahr dauert.“