Favre empört über Elfmeterpfiff: „Diese Regel ist ein Skandal“
Ein Handelfmeter und eine unfassbar vergebene Torchance von Raffael erhitzten die Gemüter im Borussia-Park. Nach dem 1:1 zwischen Gladbach und Mainz bleiben beide Teams unbesiegt.
Mönchengladbach (dpa) - So erbost hat man Lucien Favre selten erlebt. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach konnte es einfach nicht fassen, dass die Szene in der 30. Minute zu einem Handelfmeter führte. „Diese Regel ist ein Skandal. Das ist absurd. Das ist Anti-Fairplay. Das hilft dem Fußball nicht“, schimpfte der Schweizer Coach nach dem 1:1 (1:1) gegen den FSV Mainz 05 und die verpasste Rückkehr auf den zweiten Tabellenplatz. Favre wollte sich auch vor den TV-Kameras überhaupt nicht beruhigen. „Es geht nicht um das Tor. Es geht um den Fußball. Wer das erfunden hat, hat keine Ahnung“, wetterte der Gladbacher Coach.
Der Aufreger entstand an der rechten Gladbacher Strafraumseite, als Verteidiger Julian Korb aus kürzester Entfernung den Ball nach einer scharfen Flanke des Mainzer Junior Diaz an die Hand bekommt. „Ich stehe nur fünf Meter vom Ball weg, er springt mir an die Hand. Das war auf jeden Fall keine Absicht. Wo soll der Arm denn hin?“, erklärte der Rechtsverteidiger. Schiedsrichter Manuel Gräfe zögerte nicht und zeigte auf den Punkt. Jonas Hofmann nutzte die Gelegenheit und traf zum 1:1. Damit blieben beide Teams weiterhin unbesiegt, Gladbach gar schon seit zwölf Pflichtspielen.
„Das ist natürlich glücklich für uns, eine richtige Torchance hatten wir ja nicht“, bekannte der Mainzer Manager Christian Heidel. „Früher war es einfach: Geht die Hand zum Ball, ist es Elfmeter, ansonsten angeschossen und kein Elfmeter“, meinte Heidel, der Referee Gräfe keinen Vorwurf machte. „Der Schiedsrichter ist bei diesen Entscheidungen immer das ärmste Schwein.“ Gemäß der Regel lag der Unparteiische wohl auch richtig. Und das ärgerte Gladbachs Trainer Favre am meisten. „Sollen die Spieler mit den Händen auf dem Rücken laufen? Da verlieren sie das Gleichgewicht.“
Ohne den Elfmeter hätten die Gastgeber die Partie nach dem sehenswerten 1:0 durch Max Kruses Rechts-Links-Kombination wahrscheinlich gewonnen. Denn die mit sieben Defensivspielern sehr kompakt verteidigenden Mainzer hatten in der Tat so gut wie keine Torchance. „Das notwendige Glück braucht man in Gladbach, das ist eine starke Mannschaft. Für uns war das wieder ein Entwicklungsschritt“, befand der Mainzer Clubchef Harald Strutz.
Noch mehr als über den Strafstoß hätte sich Favre über das Abschluss-Unvermögen seiner Profis ärgern müssen. Schon im Europa- League-Spiel in Zürich am Donnerstag haben die Gladbacher nach besten Tormöglichkeiten den Sieg liegen lassen. Gegen Mainz hatten sowohl der eingewechselte Thorgan Hazard (85.) als auch Raffael (89.) in der Schlussphase die Chancen zum Sieg.
Der Brasilianer Raffael scheiterte gar aus fünf Metern kläglich, als er Gäste-Verteidiger Stefan Bell auf der Linie anschoss. Möglicherweise ist die hohe Belastung ein Grund für die Abschlussschwäche. „Vielleicht ist es ein bisschen Unkonzentriertheit und ein bisschen Nachlässigkeit“, meinte Torschütze Kruse. Favre betonte, dass sich sein Team immerhin die Chancen erspielt habe. Enttäuscht war der Gladbacher Coach allemal: „Uns fehlen zwei Punkte.“