Erstaunlicher Höhenflug

Slotta zählt trotz „Hobby- Training“ zu den besten Hochspringern seines Jahrgangs.

Kempen. So hoch wie der 16-jährige Kempener Christopher Slotta ist schon seit vielen Jahren kein junger Leichtathlet aus dem Krefelder Umland gesprungen. Am 28. Februar schaffte er in der Düsseldorfer Leichtathletikhalle einen Sprung über die Höhe von 1,96 Metern. Der 1,90 Meter lange Thomaeum-Gymnasiast wurde am vergangenen Samstag in Essen auch Nordrhein-Vizemeister bei der B-Jugend mit der Höhe von 1,92 Metern.

Als er seinen nicht schlechten letzten Versuch über die Höhe von 1,95 Metern knapp gerissen hatte und damit im letzten Augenblick den Nordrhein-Meistertitel an den Sonsbecker Luca Schuhmacher verlor, da schoss er seinen Turnschuh, den er als Anlaufmarke in die Bahn gelegt hatte, wie ein Fußballer mit voller Wucht davon.

Das war weniger ein Ausdruck seines Ärgers über die Silbermedaille, sondern über den Umstand, dass er die Normhöhe von 1,95 Metern für die Deutschen Jugend-Meisterschaften in Ulm am 6. August nicht geschafft hatte.

Für diese Meisterschaften im Freien werden im Winter erreichte Hallenleistungen als Norm nicht gewertet. "Jetzt muss ich mir halt irgendein Bauern-Sportfest suchen, bei dem ich die Norm noch schaffen kann", so Christopher Slotta sehr enttäuscht. "Ich war mir eigentlich sicher, dass ich auch 1,95 Meter hoch springe, denn ich bin in guter Form", so der Nordrhein-Vizemeister, der aber noch gut sechs Wochen zur Normerfüllung Zeit hat und nun auf der Suche nach guten Hochsprung-Wettkämpfen ist.

"Slottys" Leistungsvermögen ist mehr als erstaunlich, trainiert er doch nur zweimal die Woche und dann hauptsächlich Sprünge. Mit diesem geringen Trainingspensum geht er glatt als Hobbysportler durch, Leistungssportler mit dem Ziel der Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft ("das ist mein Ziel") müssen schon fast täglich trainieren, um die hohen Mindestleistungen zu erfüllen. "Kommt überhaupt nicht in Frage", so sein Trainer Herbert Dick, der für das kommende Jahr eine dritte wöchentliche Trainingseinheit in Aussicht stellt und jegliches "Push"-Training für die Norm ablehnt.

Dafür gibt es gute Gründe: Christopher hat ständig Knochenhautreizungen an den Schienbeinen, mehr Training würde derzeit ("ich wachse ja noch") zu späteren Dauerschäden führen. Daher hat Christopher im Gegensatz zu den meisten anderen jungen Leistungssportlern neben dem Sport auch noch viel Freizeit: "Ich habe viele Hobbys, spiele auf dem Klavier alles von der Klassik bis zur Filmmusik und bin Messdiener in der Propstpfarrei St. Mariä Geburt."

Und mit seiner achtjährigen Schwester Agatha geht er darüber hinaus auf den Sportplatz, um sie für die Leichtathletik zu begeistern. "Dann trainiere ich sie", so Christopher, der gerne auch bald den Führerschein machen will, "wenn ich jemanden finde, der es mit mir zusammen macht". Und von welchen späteren sportlichen Zielen träumt ein 16-Jähriger?

Im Gegensatz zu anderen Sportlern, bei denen die Teilnahme an Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften im Kopf herumschwirrt, hat Christopher Slotta nur ein einziges Nahziel: Samstag, 6. August um 15.10 Uhr in Ulm - dann geht es um die Deutsche Jugend-Meisterschaft: "Das will ich schaffen, das genügt mir."