Es zählt nur eins: Drinbleiben

Auf die Gladbacher Borussia wartet nach dem großen Umbruch eine heiße Rückrunde.

Mönchengladbach. "Glauben" und "Hoffnung" - zwei Worte, die in diesen Tagen so ziemlich jedes Interview und offizielles Statement im Gladbacher Borussia-Park dominieren. "Ich bin guter Dinge, dass wir in den kommenden Wochen wieder fundiert an das Werk Nichtabstieg glauben können", sagt VfL-Cheftrainer Hans Meyer.

Sein Vorgesetzter, Sportdirektor Max Eberl, hat die "Hoffnung, dass die Mannschaft den Schwung aus dem Trainingslager mit in die Rückrunde nehmen kann". Doch kann das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga den Klassenerhalt noch schaffen? Die WZ durchleuchtet die Situation.

Die Ausgangslage: Nach 17 Spieltagen hat der VfL Borussia als Tabellenletzter gerade einmal elf Punkte auf dem Konto, zudem mit 35 Gegentoren die schlechteste Abwehr der Bundesliga.

Und auch die Offensive stellt mit 18 erzielten Treffern unteres Niveau dar. Allerdings weisen mit Bochum, Cottbus, Karlsruhe, Bielefeld und Hannover gleich fünf Mannschaften eine nicht wesentlich bessere Bilanz auf.

So sind es bis zum rettenden Platz 15 nur zwei Punkte Rückstand. Mit zwei Siegen in Folge wäre der VfL also wieder im Geschäft. Gelingt es, am 34. Spieltag auf 30 Punkte zu kommen, dürfte zumindest Platz 16 und die Relegation realistisch sein.

Die Mannschaft: Die Tabelle lügt nicht: Demnach ist Zweitliga-Meister Gladbach das schlechteste Team der Bundesliga-Hinrunde gewesen. Weder Aufstiegstrainer Jos Luhukay noch Hans Meyer haben die Negativ-Entwicklung aufhalten können oder eine eingespielte Stammformation gefunden.

Kein Bundesliga-Klub setzte in dieser Spielzeit so viele Profis ein wie der VfL. Auch ein Zeichen von Hilflosigkeit - Verletzungspech hin oder her. Doch: die Stimmung im Kader ist deutlich besser als noch im Herbst.

Die Neuzugänge: Borussia hat für rund sechs Millionen Euro vier neue Spieler verpflichtet: Logan Bailly, Dante, Paul Stalteri sowie Tomas Galasek sollen der Defensive mehr Stabilität verleihen und die "Schießbude der Nation" (O-Ton Meyer) dicht machen.

In den fünf Vorbereitungsspielen hat bislang nur Galasek es geschafft, sich als Verstärkung zu präsentieren. Der Brasilianer Dante konnte seine Klasse andeuten, ist jedoch seit dem Trainingslager auf Gran Canaria verletzt. Bei Bailly und Stalteri ist noch viel Luft nach oben.

Der Trainer: Hans Meyer und die Mission Klassenerhalt - das müsste eigentlich passen. Der 66-Jährige hat ein neues Mannschaftsgefüge kreiert, Profis aussortiert, Spieler degradiert und sich somit nicht nur Freunde gemacht.

Aber Meyer hat in Berlin und Nürnberg bewiesen, wie man eine Mannschaft aus dem Abstiegssumpf zieht. Für ihn und den Klub zählt nur eins: Drinbleiben. Deshalb ist er im Oktober 2008 geholt worden, Meyers Arbeitsweise war dem Präsidium bekannt. Auch dass er keine Rücksicht auf "Ich-AGs" und launische Stars nimmt.

Das Umfeld und die Fans: Die Aufstiegseuphorie ist verpufft, stattdessen überwiegt der Frust angesichts der sportlichen Misere. Wie gereizt die Stimmung im leidgeprüften Fanlager ist, macht die jüngste Verbal-Attacke gegen Alexander Baumjohann ("Bayern-Schwein") deutlich. Dabei braucht die Mannschaft gerade bei den Heimspielen die volle Unterstützung der Zuschauer.

WZ-Prognose: Für die Borussia wird es ganz schwer, die Liga zu halten. Alle vier Neuzugänge müssen so schnell wie möglich einschlagen, es dürfen sich keine Spieler wie Friend oder Daems ernsthaft verletzen. Zudem muss Meyer nun auf eine eingespielte Stammformation setzen. Mit etwas Fortune sollte es am Ende jedoch für Platz 15 reichen.