„Einer meiner schönsten Momente“ Gladbachs Rocco Reitz: Talent oder Führungsspieler?
MÖNCHENGLADBACH · Der U21-Nationalspieler Rocco Reitz hatte es bei Borussia Mönchengladbach nicht immer leicht mit Einsatzzeiten. Doch jetzt winkt ihm die Startelf. An einem für ihn besonderen Ort.
Auf den Tag genau vor vier Jahren begann in Mainz die Bundesliga-Karriere des Rocco Reitz. An diesem Freitag gibt es für den heute 22-Jährigen also ein Wiedersehen mit dem Stadion, in dem eine der erfolgreichsten Nachwuchsspielerkarrieren der Fohlen in den vergangenen Jahren begann. „Das war einer meiner schönsten Momente in meinem Leben. Ich erinnere mich immer wieder gerne daran zurück. Deshalb spiele ich wahrscheinlich auch sehr gerne in Mainz und freue mich auch auf die Partie am Freitag“, sagt Reitz vor dem Duell mit den Rheinhessen.
Die Haare werden beim Gastspiel in Mainz am Freitag länger sein und auch ansonsten befindet sich Reitz im nächsten Stadium seiner Spielerkarriere. Der Mittelfeldmann spielt vermutlich von Beginn an – wieder eine Hauptrolle im Ensemble von Borussia Mönchengladbach, wenn es darum geht, die nächsten Bundesligapunkte einzufahren, um dem bis dato eher durchschnittlichen Saisonstart eine positive Tendenz zu geben. Für Reitz und für die Borussia ist das Gastspiel in Mainz eine neue Chance, die nächsten Entwicklungsschritte zu gehen. Für den Spieler wäre es der zweite Bundesliga-Einsatz in Serie in dieser Spielzeit. Ein Novum für ihn in der Saison 2024/25.
Reitz ist der drittwertvollste
Spieler im Kader
Denn der bisherige Saisonverlauf war für Reitz trotz vier Startelfeinsätzen in acht Pflichtspielen nicht ganz so einfach. Zwischenzeitlich setzte Trainer Gerardo Seoane den deutschen U21-Nationalspieler auch schon mal für mehrere Spiele in Folge auf die Bank. Eingewechselt wurde Reitz jedoch in jedem Fall. „Jeder Spieler würde natürlich am liebsten immer spielen. Jedoch war mir klar, dass es nicht immer so laufen kann wie in der vergangenen Saison“, analysiert Reitz seine eigene Situation relativ unaufgeregt.
Zur Erinnerung: Der Stern des Rocco Reitz ging in der vergangenen Spielzeit so richtig auf. 37 Pflichtspiele absolvierte der Publikumsliebling in der Spielzeit 2023/24 und sammelte dabei neun Scorerpunkte (sechs Treffer, drei Vorlagen). Der Marktwert des Mittelfeldspielers stieg auf zehn Millionen Euro. Aktuell ist Reitz damit hinter Ko Itakura (15 Millionen Euro) und Franck Honorat (12 Millionen Euro) und gemeinsam mit Nico Elvedi und Joe Scally drittwertvollster Spieler im Kader von Sportvorstand Roland Virkus. Doch während die genannten Mitspieler bei Trainer Seoane eine Einsatzgarantie haben, muss Reitz in dieser Saison um seinen Stammplatz kämpfen. „Damit umzugehen, muss man lernen – und das tue ich.“ Reitz ist niemand, der öffentlich für Ärger oder Frust sorgen würde, dafür hat er sich seinem „Herzensverein“ zu sehr verschrieben. Der ehrgeizige Rechtsfuß versucht es mit Diplomatie: „Ich genieße jede Minute, die ich auf dem Platz stehe. Am Ende entscheidet der Trainer, wer am Wochenende aufläuft.“ Doch Einsatzzeiten sind gerade für Spieler, die auf dem Sprung vom Talent zum Führungsspieler in der Bundesliga sind, die Grundvoraussetzung für eine weitere positive Entwicklung. Vertrauen zieht Reitz aus seinen Einsätzen in der deutschen Junioren-Auswahl.
Reitz: „Selbstbewusstsein ist im Fußball immer ein Thema“
Denn anders als bei der Borussia hat der gebürtige Duisburger in der U21-Nationalmannschaft einen unangefochtenen Stammplatz im zentralen Mittelfeld an der Seite von Kapitän Eric Martel. Dessen Binde übernahm Reitz, der in dieser Saison auch bereits die Fohlen als Kapitän auf dem Feld betreuen durfte, zuletzt sogar in den Junioren-Länderspielen. U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo setzt auf Reitz. Und das kommt an beim Spieler: „Selbstbewusstsein ist im Fußball immer ein Thema. Ich merke, wenn ich das Vertrauen bekomme, das mir das guttut. Das macht es mir ein Stück weit leichter“, so Reitz in einem Interview mit dem DFB Anfang Oktober.
Und der Mönchengladbacher zahlt das Vertrauen von Di Salvo mit Leistung zurück. Sechs Vorlagen und zwei Tore in acht EM-Qualifikationsspielen für die U21 belegen die offensiven Qualitäten des Rechtsfußes deutlich. So meldete sich in der Länderspielpause auch gleich Mittelstürmer Tim Kleindienst in den Sozialen Netzwerken zu Wort, um seinen Mitspieler aufzufordern, ihm gefälligst die Bälle auch so perfekt auf den Kopf zu servieren, wie den Kollegen in der U21-Nationalmannschaft.
Gladbach seit zweieinhalb Jahren nicht mit zwei Siegen in Serie
Prompt durfte Reitz gegen Heidenheim in der Startelf ran, erkämpfte vor dem Ausgleichstreffer von Ko Itakura stark den Ball und spielte vor allem in der ersten Halbzeit eine gute Partie. „Gegen Heidenheim konnte ich wieder mehr Läufe in die Tiefe machen und meine Stärken besser ausspielen. Umso schöner, dass wir das Spiel am Ende gewonnen haben.“
Der 22-Jährige hat derzeit augenscheinlich im Duell um den Platz an der Seite von Julian Weigl wieder die Nase vor Sommerzugang Phillip Sander (Holstein Kiel). Ein Dauerzustand muss das aber nicht sein, da Seoane seinen Routinier Weigl als gesetzt ansieht und mit Sander auch gerne mal auf andere Attribute auf dem Platz setzt. Gegen Mainz 05 erwarten Trainer und Spieler der Borussia eine kampfbetonte Partie. Doch Mainz ist im eigenen Stadion noch sieglos und holte sieben der acht bisherigen Zähler in der Fremde.
Mönchengladbach allerdings gewann zuletzt zwar 3:2 gegen Heidenheim, hat innerhalb einer Bundesliga-Saison aber seit über zweieinhalb Jahren nicht mehr zwei Spiele nacheinander gewonnen. Eine Serie, die an allen Beteiligten nagt – und die möglichst am Freitagabend enden soll. „Es wird wichtig sein, unsere Chancen zu nutzen. Wenn wir ein gutes Spiel machen und die Dinge auf den Platz bekommen, die es braucht, bin ich davon überzeugt, dass wir die Partie gewinnen werden“, sagt Reitz und hofft natürlich auf einen Startelfeinsatz in dem für ihn so besonderen Stadion in Mainz.