Trainingslager-Abschlusstelegramm Borussia Mönchengladbach: Die Testspiel-Farce

Wuppertal · Gegner Ipswich Town stellte der Borussia seine U21 vor die Nase- Der Sieg ist ein Muster ohne Wert. Seoane kritisierte die Leistung dennoch.

 Gerardo „Gerry“ Seoane.

Gerardo „Gerry“ Seoane.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Der ATS-Sportpark in Heimstetten wird auf Grund seiner Nähe zum Flughafen München im Sommer von Vereinen gerne gewählt, wenn sie kurz vor der Abreise aus dem Trainingslager noch ein abschließendes Testspiel bestreiten möchten. Auch Borussia Mönchengladbach hat dies nach der Woche in Rottach-Egern am Tegernsee bereits einige Male so praktiziert, obwohl die Anlage in Kirchheim einige organisatorische Mängel aufweist. Am vergangenen Freitag aber war die komplette Organisation der veranstaltenden Agentur eine Farce. Zwar stand auf den Trikots des Gegners Ipswich Town drauf, in den Trikots allerdings befanden sich lediglich Spieler aus der U21.

„Das war nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Es ist ein Ärgernis und eine Enttäuschung, dass die verantwortliche Agentur es zuließ. Für meine Spieler sowie auch alle Zuschauer stand beim Gegner nicht die gewünschte und erwartete Mannschaft auf dem Platz. Das war ein Nachwuchsteam, außer dem Torwart sind alle unter 21", tobte Gladbachs Trainer Gerardo Seoane. Erst am Morgen wurde Borussia informiert, angeblich seien zu viele Spieler der ersten Mannschaft erkrankt. Der Verdacht jedoch ist, dass der englische Erstliga-Aufsteiger in dieser Hinsicht gelogen hat, weil er von vornherein geplant hatte, beim Kurz-Trip an den Alpenrand beide Teams einzusetzen.

Ipswichs U21 ging teils überhart zu Werke

Einen Tag später in Kufstein beim Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim (1:0) nämlich waren alle Profis von Ipswich Town urplötzlich wieder kerngesund. Die Kraichgauer konnten sich also auf Augenhöhe messen, während sich die "Fohlen" mit einer Jugend-Elf im wahrsten Sinne des Wortes oft herumschlagen mussten. Die kompensierte ihre natürliche Unterlegenheit mit rüdem Einsteigen, hinzu gesellten sich Provokationen und Palaver. „Das war ein härterer Test als erwartet, manchmal sogar überhart. Ich habe selten so viele ruppige Aktionen erlebt. Aber auch das kann ja auf eine Saison vorbereiten", versuchte Kapitän Julian Weigl der Sache etwas Positives abzugewinnen.

Am Ende behielt die Borussia mit 3:1 (2:1) die Oberhand. Eher ein Muster ohne Wert, dennoch von Trainer Seoane kritisch betrachtet. Das fing schon nach zwei Minuten an, als sich Torwart Omlin nach einem langen Schlag seines Gegenüber Williamson auf dem zu allem Überfluss schlechten Rasen verschätzte. „Jonas hatte dann trotzdem noch die Möglichkeit zu klären, aber auch da nicht gut reagiert. Dieser Gegentreffer geht ganz klar auf seine Kappe", sagte der 45-Jährige. Generell befand Seoane, dass er besonders vor der Pause keine gute Leistung zu sehen bekam. „Es gab viele Fehlpässe sowie technische Fehler. Wir haben überhaupt nicht in einen Rhythmus gefunden."

„Defensiv sind wir überhaupt nicht gefordert worden"

Da Ipswichs junger Garde jedoch immer wieder Fouls unterliefen, gab es Standardsituationen zu Hauf. Tim Kleindienst verwertete Freistöße von Kevin Stöger (14.) und Alassane Pléa (63.), dazwischen verwandelte Weigl einen von Carr an Pléa plump verursachten Elfmeter (26.). „Wenn nicht viel läuft, dann können Standards ein Spiel drehen oder in die gewünschte Richtung lenken. In dieser Hinsicht haben wir mit Kevin und Tim an Qualität gewonnen, das macht uns variabler", meinte Weigl und auch Seoane sagte: „Mit Franck Honorat sowie noch Philip Sander haben wir nun vier gute Standardschützen. Schön, dass Tim dies heute erstmals zu Toren nutzen konnte."

Ansonsten war der Schweizer doch ziemlich sichtbar angefressen. „Da der Gegner nicht mit seiner ersten Mannschaft angetreten ist, war bei uns zu Beginn überhaupt keine Spannung vorhanden. Nach der Pause hatten wir dann einige Möglichkeiten und hätten höher gewinnen können. Aber dieser Test ist leider nicht der gewünschte Referenzwert geworden. Es war ja Einbahnstraßen-Fußball, defensiv sind wir überhaupt nicht gefordert worden." Der Veranstalter wird den Zuschauern im Übrigen das Eintrittsgeld zurückerstatten, Freunde werden Borussia und Ipswich Town in naher Zukunft allerdings trotzdem ganz sicher nicht werden.