Favre: „Für mich ist die Tabelle uninteressant“
Mönchengladbach (dpa) - Lucien Favre hat bei Borussia Mönchengladbach innerhalb von sechs Monaten eine Menge bewegt, doch von der Euphorie der Fans und auch der eigenen Spieler lässt sich der Schweizer Trainer nicht anstecken.
„Wir schauen nicht viel auf die Tabelle, wir können sie lesen, aber für mich ist es nicht so interessant. Ich betone noch mal, es wird eine sehr schwierige Saison für uns und für mich“, sagte der Gladbacher Coach vor der Partie beim FC Schalke 04 am Sonntag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Nach der 4:1-Gala gegen den VfL Wolfsburg am vergangenen Freitag und der Serie von zehn Pflichtspielen ohne Niederlage hat sich der Abstiegskandidat der vergangenen Saison als Tabellenführer neuen Respekt in der Liga erarbeitet. Die Leistung gegen die Niedersachsen hat auch Favre begeistert. „Ja, das war spielerisch vielleicht die beste Partie“, befand der Trainer, der aber auch immer wieder betonte: „Es war nur ein Spiel“.
Seine Profis sind da weniger vorsichtig. „Das ist mehr als eine Momentaufnahme. Hier kann Großes entstehen“, sagte Stürmer Mike Hanke in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung. „Die Spieler können sagen, was sie wollen. Ich akzeptiere die Meinung von allen. Das ist kein Problem für mich“, meinte Favre.
Im Rückblick auf die vergangene Saison gerät der Trainer dann auch ein wenig ins Schwärmen. Er habe eine intelligente Mannschaft, meinte Favre. „Die Spieler verstehen, was wichtig ist im Fußball. Ich war auch überrascht, dass es so war, das muss ich ganz klar sagen.“ Es sei natürlich eine schwere und neue Situation gewesen. „So etwas habe ich zuvor noch nicht erlebt“, sagte Favre.
Mit seiner eingespielten Mannschaft und wenig Veränderungen setzt der Coach seinen Weg fort, auch ohne große Neuzugänge, sondern mit weiteren jungen Spielern. „Das habe ich total akzeptiert. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie uns helfen können. Sie brauchen ein paar Wochen, aber ich bin sehr zuversichtlich. Wenn alle jungen Spieler diese Etappe meistern, wäre das fantastisch, fast ein Wunder“, sagte Favre.
Begeistert ist der Coach von seinem torgefährlichsten Spieler. „Marco Reus hat ein enormes Potenzial, er kann sich entwickeln. Aber was er jetzt schon macht, ist unglaublich - wie auf der Playstation. Er muss weiter an sich arbeiten, wir besprechen uns regelmäßig“, sagte Favre.
Vor der Partie bei Pokalsieger Schalke bangt der Coach allerdings weiterhin um den Einsatz seiner beiden Stammspieler Martin Stranzl und Igor de Camargo. Beide haben das Training wieder aufgenommen, aber ob es bis Sonntag reicht, bleibt abzuwarten. Bis zum Ende der Transferperiode sollen noch drei Spieler (Mohamadou Idrissou, Michael Bradley und Tobias Levels) abgegeben werden. Auch wenn alle Profis einen neuen Club finden, wird sich Borussia wohl nicht mehr verstärken. „Wahrscheinlich werden wir keinen neuen Spieler mehr verpflichten“, sagte Favre.