Frontzecks Feuertaufe in der alten Heimat
Der Gladbacher Trainer sieht dem Saisonstart am Sonntag in Bochum optimistisch entgegen. Stürmer Bobadilla soll spielen.
Mönchengladbach. Wer Michael Frontzeck sieht, könnte meinen, er käme gerade aus dem Urlaub. Sein kahles Haupt und sein Gesicht sind braun gebrannt, das weiße Hemd fällt locker über den Hosenbund, in den Turnschuhen trägt er keine Socken.
Frontzeck, seit zwei Monaten Trainer von Borussia Mönchengladbach, wirkt entspannt, obwohl er mehrere Wochen harter Vorbereitung und einen Erstrunden-Sieg im Pokal (2:1 gegen den FSV Frankfurt) hinter sich hat. Oder gerade deswegen.
"Die Qualität im Training ist sehr hoch. Es macht richtig Spaß mit der Mannschaft", sagt der 45-Jährige. Dass das vor dem Start am Sonntag(15.30Uhr) beim VfL Bochum zwar eine schöne Sache, letztlich aber ein Muster ohne Wert ist, weiß Frontzeck nur zu genau. "Wie gut es bei uns läuft, kann man erst nach dem ersten Spiel beurteilen." Und natürlich sehe er auch Dinge, die man noch verbessern könne, ohne sie benennen zu wollen. "Aber das würde Louis van Gaal über Bayern wahrscheinlich auch sagen."
Mit Frontzeck hat die Sachlichkeit in Mönchengladbach Einzug gehalten. Vorgänger Hans Meyer griff gerne zu ironischen Spitzen. Frontzeck bevorzugt die klare Ansprache - ohne den rauen Umgangston auf dem Trainingsplatz wie bei General Meyer.
Das Pokalspiel in Frankfurt habe ihn zufrieden gestellt, sagt er. "Das war zum Teil sehr eindrucksvoll, wie wir da gespielt haben." Borussia auswärts mit zwei Stürmern - das gab es unter Meyer so gut wie nie. Vor allem das Auftreten seines Linksverteidigers Jean-Sebastien Jaurés gefiel Frontzeck: "Der Junge hat acht Monate nicht gespielt und hat sich super zurückgekämpft. Das freut mich für ihn."
Er habe großen Respekt vor Bochum, sagt er, "ein unangenehmer Gegner. Die werden immer schnell abgeschrieben und sind in den vergangenen Jahren trotzdem immer drin geblieben. Wichtig ist es, dass wir kompakt stehen". Dieses Wort benutzt er gern. Kompakt, organisiert, dicht gestaffelt, dem Gegner keinen Raum bieten, um sein Spiel aufzuziehen - das verlangt Frontzeck von seiner Mannschaft. Disziplin, wie sie auch Meyer predigte, allerdings mit offensiverer Grundausrichtung.
Wie seine Startelf am Sonntag aussehen wird, das verrät Frontzeck nicht. Nur, dass bei Neu-Stürmer Raul Bobadilla nach Muskelproblemen und damit verbundener zweitägiger Trainingspause Chancen auf einen Einsatz bestehen. "Aber ich werde sicher nicht drei, vier Spieler im Vergleich zum Frankfurt-Spiel austauschen." Möglich, dass das neue Sturmduo Bobadilla/Colautti heißen wird.
22 Jahre ist es her, dass die Borussia ihren letzten Auftaktsieg auf fremdem Platz feierte. Auch damals in Bochum. 2:1 nach Toren von Hans-Günter Bruns und Uwe Rahn, auch Frontzeck war dabei. Wie in 212 weiteren Bundesliga-Spielen der Gladbacher, außerdem in 25 Begegnungen in der Zweiten Liga.
Dass die Borussia seit mehr als 14Jahren auf einen Sieg im Ruhrstadion wartet, weiß er - auch damals spielte er mit, im Bochumer Trikot. "Von solchen Statistiken mag ich nichts mehr hören", sagt Frontzeck leicht genervt. "Irgendwann gehen Serien immer zu Ende. Hoffentlich schon sehr bald."