Fußball total in Gladbach: „Haben die Klasse für Europa“
Mönchengladbach (dpa) - Unberechenbar, variabel, brillant - Borussia Mönchengladbach verwöhnt die Fans wieder mit Fußball total.
Die Torschützen Juan Arango (36.), Raffael (53.), Max Kruse (74.) und Patrick Herrmann (85.) präsentierten beim 4:1 (1:0) gegen Werder Bremen Spielfreude pur und weckten bei den begeisterten Anhängern unweigerlich Erinnerungen an die Saison 2011/2012. Seinerzeit stürmte der fünfmalige Meister mit Arango, Herrmann, Mike Hanke und Shootingstar Marco Reus in die Qualifikation zur Champions League.
Superlative erscheinen verfrüht. Doch auch Herrmann sieht, dass Trainer Lucien Favre mit seinen Neuzugängen Raffael und Kruse ins Schwarze getroffen hat. „Wir haben mit Max und Raffael in der Offensive an Qualität dazugewonnen. Es ist noch nicht perfekt, aber die Abstimmung mit den Neuen wird immer besser“, sagte der 22 Jahre alte Flügelstürmer nach seinem 100. Bundesligaspiel.
Herrmann und Arango sowie die mittlerweile gewechselten Reus (Dortmund) und Hanke (Freiburg) erzielten vor zwei Jahren 38 der insgesamt 49 Tore, am Ende belegte die Borussia Rang vier. „Wichtig ist, dass die Außenspieler und Stürmer torgefährlich sind und ihre Tore dann auch machen. Umso besser ist es, dass alle vier ein Tor gemacht haben“, sagte Herrmann. Selbstbewusst ergänzte der Offensivstar: „Wir haben dieses Ziel nie formuliert. Aber, wir haben die Klasse, es nach Europa zu schaffen.“
In dem Offensivwirbel gehen zumindest im Borussia-Park nicht nur die Gegner unter, sondern auch Rekordtransfer Luuk de Jong. Der Zwölf-Millionen-Mann, nach dem Reus-Abgang geholt, hatte in dieser Saison bislang nur zwei Kurz-Einsätze in den Spielen bei Bayern München (1:3) und Bayer Leverkusen (2:4). Und nach mehr als die Reservistenrolle sieht es derzeit nicht aus, zu gut harmonieren die vier spielenden Angreifer.
Für die 53 392 Zuschauern im Borussia Park war allein das 3:1 durch Max Kruse das Eintrittsgeld wert. Der Neuzugang aus Freiburg ließ nach Vorlage von Raffael und Herrmann Werder-Kapitän Clemens Fritz schlecht aussehen. Lohn für Kruse ist die Einladung von Bundestrainer Joachim Löw zur Nationalmannschaft für die Qualifikationsspiele gegen Österreich und die Färöer.
Nimmt man das 3:4 gegen Bayern München am letzten Spieltag der vergangenen Saison sowie das 3:0 gegen Hannover 96 und das Spiel gegen Werder dazu, erzielte Mönchengladbach in nun drei aufeinanderfolgenden Heimspielen drei oder mehr Tore. Das gelang zuletzt vor 26 Jahren unter Trainer Jupp Heynckes. Am Ende stand seinerzeit Rang drei.
Bis dahin ist es noch weit. Auswärts fehlte trotz guter Leistungen in München und Leverkusen der Ertrag. Zehn Toren stehen nach bislang vier Spielen auch acht Gegentreffer gegenüber. „Wir haben zu einfache Tore bekommen, müssen geduldiger sein und dürfen uns keine Konter in Unterzahl einfangen“, sagte Favre, in dessen Team auch Granit Xhaka oder Christoph Kramer stark aufspielten. Ausgeglichenheit war auch für Werder-Trainer Robin Dutt nach seinem 100. Spiel als Bundesliga-Trainer das Thema. Nach zwei 1:0-Siegen bei Eintracht Braunschweig und gegen den FC Augsburg haben die Hanseaten nach den Niederlagen in Dortmund (0:1) und Mönchengladbach eine ausgeglichene Bilanz. „Wir werden uns die gesamte Saison in einem Stadium befinden, in dem wir nach der Balance suchen“, sagte der ehemalige DFB-Sportdirektor.